: Fast wie bei Schuhmacher
Der Senat will einen grünen Ring von Parkanlagen in der Stadt anlegen ■ Von Gernot Knödler
An einigen Stellen ist er reichlich dünn geraten. Der Zweite Grüne Ring, auf den sich die Mitglieder der Senatskommission für Stadtentwicklung, Wirtschaft, Umwelt und Verkehr jetzt geeinigt haben, ist an einigen Stellen nur fünf Meter breit, anderswo verläuft er entlang belebter Straßen, und an zwei Stellen ist er unterbrochen. Die Kommissionsmitglieder mit ihren widerstreitenden Interessen konnten sich offenbar gerade mal auf ein Minimalprogramm einigen.
Dabei rückte Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) das Konzept in eine lang-fristige Perspektive, „etwa so lang wie das Thema der Siedlungsachsen“. Das berühmte Achsenkonzept des 20er-Jahre-Oberbaudirektors Fritz Schuhmacher sieht aus wie ein Marihuana-Blatt. Es hat die Entwicklung Hamburgs zwar beeinflusst, der zunehmende Straßenverkehr hat es jedoch konterkariert, weil er den Bau von Siedlungen abseits der S-Bahn-Achsen möglich machte.
Das Konzept für den Zweiten Grünen Ring – der erste ist der Wallring – legt einen Kranz von Gebieten fest, die grün bleiben sollen. Wie die taz hamburg bereits im Sommer berichtete, verbindet er den Jenischpark, den Botanischen Garten, den Altonaer Volkspark, das Niendorfer Gehege, den Friedhof Ohlsdorf, die Trabrennbahn Farmsen, den Öjendorfer Park, den Friedhof Öjendorf, die Boberger Niederung, den Wasserpark Dove-Elbe, den Neuländer See, den Harburger Stadtpark, Meyers Park und den Rüschpark miteinander.
Das Konzept soll in die Grundlagen der Flächenplanung, das Landschaftsprogramm und den Flächennutzungsplan aufgenommen werden, auf denen wiederum die konkreten Bebauungspläne fußen. Das Konzept entspreche einem „strukturellen Gesichtspunkt, der bei künftigen Plänen durchgehalten werden soll“, sagte der Senator.
Wie Maier einräumte, handelt es sich dabei um die Sicherung von Grünflächen, nicht um deren Schaffung. Denn um aus bebauten Grundstücken Parks oder Biotope zu machen, dafür seien mitten in der Stadt die Grundstückspreise zu hoch. Geld sei mit dem Konzept nicht verbunden, auch in absehbarer Zeit nicht. „Wir hoffen, dass Maßnahmen, die ohnehin umgesetzt werden müssen, in diesem Sinn umgesetzt werden“, so der Stadtentwicklungssenator.
Darunter fallen der Wiederaufbau einer Brücke über den Seevekanal in Harburg, die kürzlich wegen Baufälligkeit gesperrt wurde, eine Fähre über die Norderelbe in Höhe der Dove-Elbe, ein Radweg parallel zum Mittleren Landweg und diverse Querungen von Bahngleisen, insbesondere in Eimsbüttel.
Auch wenn der Fuß- und Radweg in dem Grünen Ring an einer Stelle sogar über eine Autobahnbrücke führt, soll er doch grundsätzlich im Grünen verlaufen. Damit den 80 bis 90 Kilometer langen Rundkurs überhaupt jemand findet, will ihn die Stadtentwicklungsbehörde „in absehbarer Zeit“ ausschildern.
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