: Rostige Gewichte
Bei den Deutschen Meisterschaften der Gewichtheber krümmt sich die Hantel nicht so stark wie zuvor erhofft
RODEWISCH dpa ■ Ohne Ronny Weller und Oliver Caruso sowie mit einem formschwachen Marc Huster waren die deutschen Meisterschaften im Gewichtheben ein verrostetes Abbild einstiger Eisen-Shows. Da die 88. Titelkämpfe nach allen internationalen Höhepunkten des Jahres stattfanden, fehlte den Eisenstemmern jeglicher Qualifikationsdruck. Mit 43 Athleten war das Männer-Starterfeld so schwach besetzt wie selten. Dagegen vermeldeten die Frauen mit 27 Teilnehmerinnen Rekord. „Im männlichen Bereich haben wir nicht viel gesehen, was uns im Hinblick auf die Olympia 2004 optimistisch stimmen kann“, sagte Cheftrainer Frank Mantek.
Der an einer Beinverletzung laborierende Weller (Mutterstadt) betrat die Heberbühne nur, um sich gemeinsam mit Huster als „Gewichtheber des Jahres“ auszeichnen zu lassen. Huster musste sich strecken, um in der Klasse bis 85 kg vor dem Stralsunder Jan Schnirpel zu gewinnen. Nach sechswöchigem Erholungsurlaub und drei Trainingswochen blieb er 60 Kilogramm unter seiner Bestleistung. „Für die gleiche Leistung muss ich immer mehr Aufwand betreiben. Ich bin müde und brauche ein halbes Jahr Pause bis zur WM-Vorbereitung“, sagte Huster. „Zwei Jahre mache ich garantiert noch weiter. Auch Olympia 2004 schließe ich nicht aus.“
Das neu formierte Präsidium des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG) begab sich am Rande der Veranstaltung auf die Suche nach neuen Konzepten. Die Rückstufung von der ersten in die dritte Stufe der nationalen Sportförderung spült 110.000 Mark weniger in die Kasse. „Das wird nicht ohne personelle Konsequenzen abgehen“, sagte Präsident Claus Umbach.
Eine Trainerstelle wird im nächsten Jahr voraussichtlich gestrichen. Da herausragende Talente nicht in Sicht sind, steht und fällt das Ansehen des deutschen Gewichthebens mit den Alt-Stars Weller (31 Jahre), Huster (30) und Caruso (26). „Deutschland war noch nie ein Gewichtheberland, dennoch hatten wir immer wieder Weltklasse-Athleten“, meinte Schatzmeister Christian Baumgartner. Chefcoach Mantek ergänzte optimistisch: „Für diese Tortur braucht man positiv Verrückte. Die wird’s immer geben.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen