: Bischofsnadel: never ending Story
■ 600.000 Marks-Konzept für Tunnelpassage ohne Video-Überwachung
Es war Zeit fürs Lieblinsthema im Beirat Mitte: Die Bischofsnadel samt ewig währendem Konflikt zwischen Radfahrern und Fußgängern, zwischen realen leeren Läden und dem Ideal einer Passage. Die beiden fetten Aktenstapel, die Marianne Grewe-Wacker vom Wirtschaftsressort am Montag zum Beirat schleppte, gehen jedenfalls zurück ins Jahr 1994. Dem Ausgang aller Probleme.
Inzwischen gibt man auch bei der Bremischen und beim Wirtschaftsressort umwunden zu: Von dem, was man sich von dem 1,7 Millionen Mark teuren Umbauten seinerzeit erhofft hat, ist nicht viel erreicht: Die Mietpreise für die Ladenzeilen, die die Maßnahmen refinanzieren sollten, sind auf die Hälfte geschrumpft: Von hundert Mark pro Quadratmeter auf 50 Mark. Auch das Vandalismusproblem mit Einbrüchen und zertrümmerten Schaufenster ist nicht im Griff. Jetzt soll ein zweites Konzept her – für rund 700.000 Mark.
Doch was dem Beirat Montagabend vorgestellt wurde, weckte neue Sorgen: Von Fahrradfahrern war erstmal keine Rede. Von zusätzlichen Radspuren für die Treppen erst nach mehrmaligen Nachfragen. Dafür sprachen die Vertreter der Bremischen in erster Linie von besserer Beleuchtung, wofür in Zukunft die Lichtschächte genutzt werden könnten (Kosten: 170.000 Mark). Von einem „blauen Leuchtband“, das im Tunnel einen symbolischen „Bezug zur Wallüberdachung mit dem grünen Leuchtband“ schaffen soll. Außerdem im Maßnahmekatalog: Videoüberwachung (14.000 Mark), um die Passage gegen Einbrüche abzusichern, nachdem das ursprünglich geplante Rolltor inzwischen vom Tisch ist. Und ein Marketingkonzept für 99.500 Mark soll her, damit man die Lädern besser vermieten kann.
Das alles soll „ein Signal geben“, dass aus dem alten „Tunnel eine Passage“ geworden ist. Ab 2005 rechnet man im Wirtschaftsressort mit den ersten positiven Rückflüssen. Zumindest wenn man die Steuerrückflüsse aus den 16 Arbeitsplätzen dort einkalkuliert. „Denn wenn wir nichts machen, wäre der Bestand auch nicht gesichert“, erklärt Grewe-Wacker.
Für so manchem im Beirat waren das „große Summen – für Maßnahmen, die dann wieder nicht funktionieren“. Zwar könne bessere Beleuchtung wahrscheinlich nichts schaden. „Das sei bislang aber nicht das Hauptproblem gewesen.“ Beiratssprecherin Ulrike Hiller (SPD) zumindest konnte sich Radspuren und neue Beleuchtung durchaus vorstellen, wollte dafür aber nur ein knappes Drittel der geplanten 700.000 Mark ausgeben.
Spätestens dann schrillten bei den Vertretern des Bischofsnadel-Konzepts die Alarmglocken: Um Einzelausgaben von 10.000 Mark wollte man im Beirat nicht herumdiskutieren. Ihr Vorschlag sei als Gesamtkonzept zu verstehen und somit nicht zersplitterbar. Grewe-Wackers letzter Vorschlag zur Güte: Eine gemeinsame Ortsbegehung – noch im Dezember, damit das Thema im Frühjahr in die Wirtschaftsförderausschüsse kommt.
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