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Widerstand gegen die fremden Nachbarn

In Geilenkirchen sollen Asylbewerber in einer Sammelunterkunft einziehen. Nachbarn wehren sich, Unbekannte verüben Anschläge. Der Bürgermeister verdächtigt Flüchtlinge und zeigt Verständnis für den Unmut der Bürger

AACHEN taz ■ Seitdem bekannt ist, dass in dem Geilenkirchener Ortsteil Kogenbroich eine Unterkunft für Asylbewerber geplant ist, herrscht Unruhe. Die nördlich von Aachen gelegene Stadt hat derzeit 240 Flüchtlinge dezentral und durchweg unproblematisch untergebracht. Nun sollen die Flüchtlinge zentral in einer ehemaligen Obdachlosenunterkunft einquartiert werden. Auf das Gebäude in dem 100-Seelen-Dorf Kolgenbroich gab es bereits vier Anschläge.

Nachdem die Pläne für die neue Sammelunterkunft im Frühjahr bekannt wurden, protestierten zunächst Kogenbroicher Bürger per Unterschriftensammlung gegen die neuen Nachbarn. Aber auch die Flüchtlinge selbst zeigten sich nicht erfreut, in den Vorort umzuziehen.

Als Ende August, kurz bevor das renovierte Haus mit 12 Flüchtlingen belegt werden sollte, Unbekannte nachts die Keller des leer stehenden Gebäudes mit Wasser und Diesel fluteten, die Wände der Zimmer mit Altöl beschmierten und Heizungsrohre demolierten, stellte Bürgermeister Franz Beemelmanns (CDU) denn auch die Vermutung auf, die Fremden selbst hätten gewütet. Auf keinen Fall, so der Bürgermeister, kämen die Täter aus dem Ort.

Schon im Juni hatte der Dachstuhl des Hauses gebrannt. Anfang September kam es dann zu einem weiteren Anschlag. Mit einer Zwille wurde auf das Fenster des einzig bewohnten Zimmers im Haus geschossen. Kurz davor war die erste Familie eingezogen, einen Tag nach der Tat wurde sie in ein anderes Heim verlegt. Das Gebäude stand seitdem leer und sollte im Laufe der letzten Woche neu belegt werden. Bevor aber Flüchtlinge einziehen konnten, schossen Unbekannte mit einer großkalibrigen Waffe auf drei Scheiben des Hauses. Nur einen Tag nachdem dies bekannt wurde, erklärte der Bürgermeister: „Da kann niemand darüber erfreut sein, wenn man in unmittelbarer Nähe auf einmal Asylbewerber wohnen hat.“

Die Aachener Polizei schließt einen fremdenfeindlichen Hintergrund für die Taten nicht aus. Die Ermittlungen würden aber in alle Richtungen geführt. Befragungen im Ort hätten bislang keine Hinweise auf die Täter ergeben, so ein Polizeisprecher. So mancher Geilenkirchener stellt hier schon weiter gehende Vermutungen auf. Hinter vorgehaltener Hand war zu vernehmen, in einer so kleinen Dorfgemeinschaft, in der unbekannte Besucher und auffälliges Treiben beim Nachbarn schnell bekannt seien, sei es doch nahezu unvorstellbar, dass etwa beim Anschlag im August nichts aufgefallen ist.

Die grüne Staatssekretärin im Gesundheitsministerium Christa Nickels, in deren Wahlkreis Geilenkirchen liegt, bezeichnete die Äußerungen des Bürgermeisters gestern als „unsäglich“. Gegenüber der taz sagte Nickels außerdem: „Die Grünen in Geilenkirchen haben immer gesagt, dass die Leute dezentral untergebracht werden sollten.“

Ungeachtet dieser Forderungen und trotz der Anschläge wurden Mitte vergangener Woche zwei Flüchtlingsfamilien, Äthiopier sowie Sinti und Roma aus Exjugoslawien, in das Gebäude einquartiert. Man werde, so ein Vertreter der Stadt, weiterhin daran festhalten, alle Wohnungen des Hauses zu belegen. Noch in dieser Woche könnten insgesamt vier Familien mit ihren Kindern einziehen. Flüchtlingsbetreuer sehen das zwar mit Sorge, schlecht sei es aber auch, „wenn die Täter triumphierend von dannen“ zögen und ihr Ziel erreicht hätten. Zwar deute vieles auf eine ausländerfeindliche Anschlagserie hin, solange man aber keine Beweise habe, will man niemanden beschuldigen, „erst recht niemanden aus dem Dorf“. MICHAEL KLARMANN

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