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Blauer Reiter war blaustark

■ Kunsthalle präsentierte jetzt die nackten Besucherzahlen

Erinnern Sie sich noch an die blauen Pferde? An die schwimmenden Namen in den Wallanlagen? Das verhüllte Bismarck-Denkmal? Die Werbung am Haus der Bürgerschaft? Und daran, wie eine ganze Stadt erst blau machen sollte und sich dann mit dem Wort „blaustark“ beschied? Diese Kampagne der Bremen Marketing Gesellschaft (bmg) und die dazu gehörige Ausstellung „Der blaue Reiter“ bescherte der Bremer Kunsthalle die größte Einschaltquote ihrer über 150-jährigen Geschichte. Nach Angaben ihres Direktors Wulf Herzogenrath werden am Ende des Jahres 200.000 BesucherInnen in das Museum gekommen sein – 170.000 allein wegen der flächendeckend beworbenen Sonderausstellung mit den ExpressionistInnen im Frühjahr.

Es gibt immer mehr Häuser und immer mehr Sonderausstellungen. Die Folge: „Der Besuch der ständigen Sammlungen geht seit zehn Jahren drastisch zurück“, sagt Herzogenrath. Deshalb setzt auch die Bremer Kunsthalle seit einigen Jahren auf das große Spektakel. Allerdings betont Herzogenrath: „Es geht uns nicht nur um den großen Rummel, sondern es muss auch wissenschaftlich Sinn machen.“

Nach den in Zusammenarbeit mit Agenturen nach Bremen geholten Sonderausstellungen wie Lautrec oder Liebermann war „Der blaue Reiter“ die erste so publikumswirksame Schau in Eigenregie. Die städtische Ausfallbürgschaft von 410.000 Mark hat das Museum nicht gebraucht. Es konnte nach Angaben des Geschäftsführers Hans Diers sogar eine „kleine sechsstellige Summe“ für künftige Projekte auf die hohe Kante legen. Allerdings: Wären „nur“ 130.000 BesucherInnen gekommen, wäre daraus nichts geworden und hätte Bremen zahlen müssen.

Nach einer Befragung von StudentInnen der Hochschule Bremen sind mehr als 40 Prozent der BesucherInnen über hundert und mehr Kilometer angereist. Nur ein Viertel kam aus der Stadt Bremen. Und fast alle waren's zufrieden.

Im nächsten Jahr wird die Kunsthalle diese Rekordzahlen nicht erreichen. Herzogenrath rechnet mit höchstens 60.000 BesucherInnen. Ausstellungen aus dem eigenen Bestand – vor allem aus dem Kupferstichkabinett –, relativ viel zeitgenössische Kunst wie die immer sehenwerte Schau zum „Kunstpreis der Böttcherstraße“ und klassische Moderne aus der zweiten Reihe der Prominentenriege sind Programmschwerpunkte. Erst zum Jahresende folgt mit einer Barlach-Ausstellung die voraussichtlich publikumswirksamste Schau. Den Andeutungen nach planen Herzogenrath und Co. 2002 wieder ein Spektakel. Schließlich will der Direktor im jährlichen Mittel zwischen 100.000 und 150.000 Menschen in das Museum locken. ck

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