Happy Xmas (War Is Over)

John Lennon als Schlagersänger ■ Die Nickelbrille. Mit Yoko Ono in einem weißen Himmelbett. Gerade mit ihr ein Kind gezeugt, das Amsterdam heißen soll. Ja, so kannten wir ihn, den Mann, den die neogebildeten Kreise immer für den Kopf der Beatles gehalten haben und es immer noch tun. In Wirklichkeit beweisen diese erinnerten Bilderschnipsel nicht seinen Status als genialen Liederschreiber, sondern in erster Linie seinen Rang als Kunstobjekt, das ganz seiner Zeit verhaftet scheint: Frieden auf Erden. Das war vielleicht seine späte Rache für die Schmach, dass immer sein Kumpel Paul McCartney, auf den die gymnasialen Kreise so gar nicht konnten, den größeren Erfolg beim weiblichen (und männlichen) Geschlecht hatte. Trotzdem. Wer hat heute noch ikonografische Motive im Zusammenhang mit McCartney, dem Mann mit dem Schlafzimmerblick, im Kopf? Alles spricht dafür, dass Yoko Ono ihrem John all diese Indien- und Meditationsflausen in den Kopf gesetzt hat. Und das war für ihn gut so. Erst nach dem Abschied von den Fab Four wurde Lennon zu einem Musiker, der unsterbliche Melodien komponiert hat. Davor hatte er immer den Kontrapunkt setzen ...... müssen, zu seinem, grüblerisch gesehen, leichteren Rivalen McCartney. Solo aber hat Lennon dann Lieder geschrieben, die ihn als wirklichen Star ausweisen, als Schöpfer von Songs, die inzwischen sogar in Evangelischen Liederbüchern zum Nachsingen Eingang gefunden haben, „Imagine“ oder „Give Peace A Chance“. Am schönsten aber ist sein Weihnachtslied „Happy Xmas (War Is Over)“. Kürzlich hat einer in Hamburg dieses Lied gewählt, um die Prüfung zum staatlich diplomierten Organisten zu schaffen. Ein Schlager par excellence sozusagen, also ein Stück generationen-, schichten- und geschlechterübergreifendes Pop. Mit diesem Lied hat Lennon sich als Mitglied des Pophimmels hervorgetan. Denn hier war er endlich, was er immer verdrängt hatte: ganz McCartney.

JAN FEDDERSEN mag Ringo Starr.