Julfest mit Hindernissen

■ Protest gegen Neonazi-Veranstaltung bei Bleckede. Antifa-Demo in Bramfeld

Gestern Nachmittag in Karze bei Bleckede (Landkreis Lüneburg): Nach und nach treffen im „Landgasthof Wolter“ alte und junge Neonazis ein – Skinheads mit Frau und Kind, Rentner mit ihren Damen, aber auch Militante wie Michael Grewe von den Freien Nationalisten Lüneburg oder Thorsten Bärtel vom verbotenen Hamburger Sturm. Der Arbeitskreis für Kultur und Geschichte um den Vorsitzenden des NPD-Unterbezirks Heide Elbe, Manfred Börn, hatte zum Julfest geladen, und an die hundert KameradInnen wollten am nordischen Brauchtum teilhaben.

Der Anfang des Jahres gegründete und in Lüneburg ansässige Arbeitskreis hat sich zur Aufgabe gemacht, die „ganzheitliche nationale Lebensweise“ zu verbreiten, um das „deutsche Volkstum“ zu erhalten. Gestern allerdings kam keine besinnliche Stimmung auf. Obwohl Börn den Veranstaltungsort geheim gehalten hatte, versuchten an die fünzig AntifaschistInnen die Feierlichkeit zu stören. Die Polizei musste einige Neonazis beim Betreten des Gasthofes schützen. „Dass so viele kommen, hatten wir nicht erwartet“, sagte Jürgen Heinle von der Polizei Lüneburg.

Auch „Wolter“-Betreiber Torsten Tloardbik war überrascht. „Mir sagte man, es handele sich um eine Trachtengruppe, die Tänze vorführen und Kaffee trinken wolle“, beteuerte der Gastwirt peinlich berührt. „Hätte ich gewusst, dass die NPD dahintersteckt, hätte ich nicht vermietet.“ Nach Rücksprache mit der Polizei wurde den ungebetenen Gästen jedoch aus Sicherheitsgründen die Nutzung des ohnehin nur von 15 bis 17 Uhr gemieteten Saals gestattet.

Am Samstag hatten rund 300 Menschen in Bramfeld gegen die dortigen Neonazi-Aktivitäten protestiert. „Wir wollen dem Bramfelder Sturm den Wind aus den Segeln nehmen“, verkündete ein Sprecher des antifaschistischen Bündnisses aus dem Hamburger Stadtteil. Der aus Bramfeld kommende und seit August verbotene „Hamburger Sturm“ sei immer noch aktiv.

Andreas Speit