piwik no script img

Kursziel: Wachstum

Ein Zwangspfand könnte dem Wertpapier der norwegischen Tomra Systems ASAFlügel verleihen. Verbraucherschützer wollen statt Pfand lieber eine Abgabe

Die norwegische Firma Tomra Systems ASA setzt ihren Wachstumskurs weiter fort. Das Unternehmen ist der weltweit bedeutendste Hersteller von Flaschenrücknahmeautomaten. Die Systeme erkennen mittels Lasertechnik den Typ einer Flasche, die der Kunde in einen Rücknahmeschacht stellte, transportiert sie in das richtige Lager und druckt einen Pfandbon aus, den der Verbraucher an der Kasse des Geschäftes einlösen kann. Der Automat kommt so gut an, dass der Wert der Aktie von 1993 bis 1999 um rund 3.000 Prozent von einst neun Kronen auf 300 Kronen stieg.

Und das Wachstum scheint ungebremst. Nach Angaben der Analysten Murphy & Spitz liege es im Jahr 2000 in Europa bei nochmals 15 bis 20 Prozent. In den USA rechnet man gar mit etwa 50 Prozent. Auch in Deutschland werde der Wert weiter steigen. Nach dem Beschluss, auf Alu- und Weißblechdosen sowie Einwegflaschen ein Zwangspfand einzuführen, werde „Tomra ab 2001 von den Ausrüstungsinvestitionen des Einzelhandels stark profitieren“, meint man bei Murphy & Spitz. Die Fachleute rechnen mit Investitionen „in Millardenhöhe in den kommenden Jahren“. Schon jetzt sei Deutschland der zweitgrößte Tomra-Markt. Und der „bevorstehende Markteintritt in Lateinamerika“ zeige, dass „die Norweger auch weiterhin Wachstumspotenzial in unerschlossenen Märkten“ besäßen.

Gleichzeitig befindet sich die Mehrwegquote in Deutschland „in freiem Fall“, wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in der vergangenen Woche mitteilte. Der Anteil der Mehrwegverpackungen am Getränkeverbrauch sinke in diesem Jahr auf 66 Prozent. 1992 lag die Quote bei mehr als 73 Prozent und fiel seitdem sehr konsequent. Nur im Jahr 1996 lag sie noch knapp über der gesetzlich vorgeschriebenen Quote von 72 Prozent. Diese Angaben fußen auf Zahlen des Bundesumweltministeriums sowie Hochrechnungen von DUH und dem Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels. Während im gesamten Jahr 1999 beispielsweise die Zahl der 0,5-Liter-Bierdose um 160 Millionen Stück zugelegt habe, „betrug das Plus in den ersten zehn Monaten 2000 rund 197 Millionen Dosen“. Rein rechnerisch „wären hierzu bei 40-fachem Umlauf nur knapp fünf Millionen Mehrwegflaschen erforderlich“. Als wesentlichen Grund für den „Generalangriff auf das Mehrwegsystem“, nennt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch das „Preisdumping bei Handelsmarken“.

Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände hält ein Dosen- und Einwegflaschenpfand allerdings für den falschen Weg. Besser sei es, Einwegflaschen und Dosen mit einer Abgabe zu belegen und sie somit für den Verbraucher zu verteuern. Damit könne jeder selbst entscheiden, zu welcher Getränkeverpackung er dann greife. ALO

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen