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Werden Unis WAP-fähig?

Niemals, meint der Student Fiete Stegers. Selbst wenn die „Hochschulinformanten“ überlegen, wie Studierende ihre Klausurnoten künftig per Handy abfragen könnten

Die Programmierer sind ganz begeistert: Per WAP-Handy können Studis künftig Klausurergebnisse abfragen oder sich fürs Examen anmelden. So verspricht’s die Firma HIS (Hochschulinformationssystem) aus Hannover.

Optimal, jauchzt mein Kommilitone Mark und vermerkt die frohe Botschaft umgehend im Palm-Organizer. Da könne er gleich mit überprüfen, ob sein Ghostwriter bei der VWL-Klausur das Geld wert gewesen sei, wenn er seine Aktien per WAP checke. Auch mir behagt spontan der Gedanke, künftig nicht mehr nach meinem Abschneiden in einer nach mystischen Kriterien geordneten Ergebnisliste suchen zu müssen – wenn die Ergebnisse überhaupt schon aushängen und der Trip ins Institut nicht wieder vergebens war.

Die Anmeldung für die Zwischenprüfung wäre lässig vom Strandurlaub in Mexiko gelaufen. Keine vorzeitige Heimkehr zur Wahrung von Fristen. Andererseits: Wo bleiben im WAP-Zeitalter Kaffee und Zigarette mit der besten Freundin, bevor der entscheidende Noten-Briefumschlag langsam geöffnet wird. Stattdessen erleiden WAP-fähige Studenten einen Herzinfarkt in der S-Bahn oder versteinern mitten auf der Kreuzung, wenn ihnen ihr elektronischer Freund verrät, dass es Essig mit dem Examen ist. Peinlich, peinlich, wenn du eine weniger erfreuliche Zensur schnell löschen wolltest, aber sie stattdessen dank eines Tippfehlers per SMS an sämtliche Freunde und Geschäftspartner schickst. Die unerfreulichen Folgen von Systemabstürzen und WAP-Viren will ich mir gar nicht erst vorstellen: Womöglich meldest du dich aus Versehen fürs falsche Examen an oder löschst aus Dusseligkeit sämtliche sauer erarbeiteten Leistungsnachweise deiner Unikarriere.

Am Ende steckt hinter dem vermeintlichen Service noch etwas ganz anderes: Wer sagt, dass bei der Ergebnisabfrage im Gegenzug nicht raffinierte Software prüft, ob das Mobiltelefon zum Schummeln bei der Klausur eingesetzt wurde? Eine abgefeimte Kontrolle des Führungsnachwuchses: Denn allenfalls in Massenstudiengängen mit hoher Handy-Dichte wie BWL und Jura hat die WAP-Technik eine Chance. Warum soll auch ein Althistoriker, der auch bei der Rückgabe von Hausarbeiten gern in Jahrhunderten denkt, Klausurergebnisse plötzlich elektronisch veröffentlichen?

Zwar schwärmt Dr. Ludwig Leute von den Hochschulinformanten im Presseinfo: „Die Handy-Schüler-Generation wird in Kürze in die Hochschulen fluten, bis dahin müssen sich die Hochschulen auf deren Handy-Vorliebe einstimmen.“ Da scheint der Mann trotz Doktorhut die akademischen Gepflogenheiten hierzulande komplett zu verkennen. Selbst wenn der Nachwuchs ohne Telefonino nicht mehr leben könnte: Aber Unis, die sich auf Studentenbedürfnisse einstellen? Get real! FIETE STEGERS

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