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: Eishockeycrack Mario Lemieux will Olympia-Gold

Hier spielt der Boss

Oh and there we were all in one place

Das spektakulärste Comeback im amerikanischen Sport, seit Michael Jordan zum letzten Mal den Baseball fallen ließ, ist perfekt: Am Montag bekräftigte Mario Lemieux seine Absicht, wieder im Trikot der Pittsburgh Penguins übers NHL-Eis zu fegen, und sprach sogar davon, bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City für Kanada den Puck zu dreschen. „Wenn ich nächstes Jahr noch spiele, würde ich unglaublich gern bei Olympia antreten.“

War der erste Auftritt des 35-Jährigen zunächst schon für diese Woche ins Auge gefasst worden, erklärte Lemieux auf einer Pressekonferenz am Montag, dass es vermutlich im späten Dezember, vielleicht aber auch erst im Januar zum vierten Comeback seiner Karriere kommen wird. 1991 kehrte er nach langer Pause wegen einer Rückenoperation zurück aufs Eis, 1993 nach einer Krebserkrankung und 1995 nach einem Jahr der Inaktivität wegen erneuter Probleme mit seinem malträtierten Körper. „Ich bin gesund und habe mich dreieinhalb Jahre lang ausgeruht“, sagt der sechsmalige Topscorer der NHL jetzt über seinen physischen Zustand und versichert: „Ich komme nicht wieder, um mich zu blamieren.“

Mario Lemieux begann Anfang November mit Fitnesstraining, seit zwei Wochen übt er wieder auf dem Eis. Bis sein Plan vor einigen Tagen durchsickerte, war er so geheim, dass nicht einmal seine Kinder etwas von den Absichten ihres Vaters wussten. Die überraschende Ankündigung sorgte sogleich für große Begeisterung in der Stadt. „Das ist das Aufregendste, was seit langem in Pittsburgh passiert ist“, sagte ein Sportladenbesitzer, der auf der Stelle „Mario is back“-T-Shirts anfertigen ließ und ins Schaufenster hängte. Mit Lemieux an der Seite von Leuten wie Jaromir Jagr und Alexej Kowalew steigen die Penguins zu einem Favoriten für den Gewinn des Stanley Cups auf, den das Team vor allem dank der Tore des Kanadiers 1991 und 1992 gewonnen hatte. Daran, dass er seine alte Stärke wieder erreichen kann, hat Lemieux keinen Zweifel. „Ich würde nicht zurückkommen, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass ich auf hohem Niveau spielen und den Titel des besten Spielers der Welt zurückholen kann“, sagt er selbstbewusst.

Pikant an der Sache ist, dass Mario Lemieux inzwischen Besitzer der Penguins ist. Wie es aussieht, kann er diese Funktion behalten, muss jedoch seine Amtsgeschäfte ruhen lassen, solange er aktiv ist. Mit der Spielergewerkschaft handelte er aus, dass er das NHL-Durchschnittsgehalt von 1,41 Millionen Dollar erhält, was von Bedeutung ist, obwohl der Betrag sozusagen von einer Tasche in die andere wandert. Würde sich der Superstar Lemieux nur das vorgeschriebene Mindestgehalt zahlen, würde dies den NHL-Durchschnittslohn, der für Vertragsverhandlungen herangezogen wird, unzulässig drücken.

Das Comeback des zweitbesten NHL-Spielers aller Zeiten ist aber nicht nur gut für die Penguins, sondern auch für die gesamte Liga, die nach dem Abgang des Besten, Wayne Gretzky, in ein gewisses Popularitätsloch gefallen ist. Die Tickets für Auswärtsspiele der Penguins gehen mittlerweile rasend weg, bei den im Keller dümpelnden TV-Ratings wird ein ähnlicher Schub erhofft. „Er wird der NHL an der Kasse helfen und was das Image betrifft“, meint Gretzky, der am Montag selbst Anteile an den Phoenix Coyotes erwarb. Mit gemischteren Gefühlen wird die Sache von einer anderen Gruppierung betrachtet. „Gut für das Spiel“, sagt Martin Brodeur, Torhüter der New Jersey Devils, „schlecht für uns.“

MATTI LIESKE