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Beitrittsdatum wichtiger als die „deutsche Frage“

aus Warschau HANS POSTEL

Die polnischen Medien haben die Seiten gewechselt. Auf einmal gelten die Deutschen wieder als diejenigen, die sich in der EU für Polen stark machen. Der traditionelle Verbündete Frankreich dagegen wird nun dafür verantwortlich gemacht, dass die Polen zunächst zwei Stimmen weniger als Spanien im Ministerrat erhalten sollten. Zunächst hatte man dies Kanzler Schröder angelastet: Die Deutschen hätten nicht akzeptieren wollen, dass der östliche Nachbar im Rat nur drei Stimmen weniger als Deutschland haben würde.

Die „deutsche Frage“ ist heute aber nicht die wichtigste. Viel bedeutsamer ist für die Polen die Erwähnung eines möglichen Beitrittsdatums. Und nach der ersten Freude ist nun auch Zeit, die Stimmenverteilung im Rat etwas näher zu studieren. Und so wird den Polen klar, dass sie mehr als doppelt so viel Stimmen wie etwa Österreich mit 10 oder auch als Tschechien mit 12 haben werden. Polen kann so die führende Rolle in Mitteleuropa beanspruchen. Und: Frankreich, Deutschland und Polen könnten eine Achse bilden, um gemeinsam Entscheidungen voranzubringen. Angst vor der europäischen Macht Deutschland? Noch spielt diese Frage in den polnischen Medien keine Rolle. Der Publizist Adam Krzeminski ist der Ansicht, dass sich im industrialisierten Westen des Landes im Unterschied zum bäuerlichen Osten diese Frage nicht mehr stellt. Für die Westpolen sei die wirtschaftliche Stärke Deutschlands längst Realität.

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