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Essen im Ostwind

Chinesische Küche, voll biologisch. Fernöstliches Essen ohne den üblichen Chop-Suey-Geschmack

Wer Chinarestaurants nur mit Kitsch und Glutamat verbindet, dem sei als Kontrast das „Ostwind“ in der Husemannstraße im Bezirk Prenzlauer Berg empfohlen. Das 1995 von einem chinesischen Künstler in der Nähe des Kollwitzplatzes eröffnete Souterrainrestaurant kommt in angenehmer Leichtigkeit daher. Die pastellfarbenen und mit einfachen Bambusmatten ausgekleideten Räume haben schlichte Holzböden.

Während herkömmliche Chinarestaurants sich durch die Kreation des im Reich der Mitte ansonsten nicht bekannten Chop Suey an den westlichen Gaumen angepasst haben, geht das „Ostwind“ seinen eigenen interkulturellen Weg: Die solide Küche ist – wohl so ziemlich einmalig für ein Chinarestaurant – voll biologisch. Zur Wahl stehen vegetarische Gerichte oder Speisen mit Fleisch von Neuland. Das Niveau der Küche ist hoch, die Preise sind moderat.

Die Speisekarte kann sowohl von vorn nach hinten und links nach rechts wie – entsprechend der traditionellen Anordnung chinesischer Schriftzeichen – von hinten nach vorn und rechts nach links mit untereinander platzierten Buchstaben gelesen werden. Auf die von Chinesen für eine ignorante westliche Kundschaft erfundene Nummerierung der Gerichte wird aber auch hier nicht verzichtet. Es gibt Speisen mit Lotuswurzeln, Wasserkastanien, Aprikosenkernen und Tongu-Pilzen, dazu eine Auswahl original chinesischer Tees.

Seit eineinhalb Jahren führt Wang Lei aus Schanghai das Restaurant. Sie studierte ursprünglich Elektrotechnik und kam 1989 über Japan nach Berlin. Kochen habe ihr schon immer großen Spaß gemacht, sagt sie, doch interessiert sie sich auch für die Entwicklungen der Gesellschaft, in der sie lebt. Seit die 38-Jährige, die von Anfang an im „Ostwind“ mitarbeitete, das chinesisch-deutsche Restaurantteam leitet, sind mehr Speisen aus Chinas Süden und Osten und weniger aus dem Norden auf der Karte.

Gekocht wird nach alten Hausrezepten, von denen Wang bei jeder Chinareise wieder neue mitbringt. „Besonders beliebt bei den Gästen sind Gung-Bao-Gerichte“, sagt Wang. Ein scharfes Gericht mit Chili, Cashewkernen, Gemüse und wahlweise Hühnerfleisch oder Tofu. Sonntags gibt es das interkulturelle Brunch „Berlin – Shanghai“: eine kulinarische Reise von Müsli bis zu Frühlingsrollen.

Eine Ecke im Restaurant ist der in Nordchina, Korea und Japan verbreiteten Sitte entsprechend eingerichtet: Auf Kissen sitzend, wird an flachen Tischen gespeist. Auch Anhänger des Brettspiels Go haben das Restaurant für sich entdeckt und treffen sich dort regelmäßig, um neue Spielzüge auszuprobieren. SVEN HANSEN

Geschenktipp: Ein Abendessen. Besonders empfehlenswert ist der Feuertopf „Ostwind“, eine Art scharfes Fondue mit Fleisch von Huhn, Rind, Lamm, dazu Schrimps, Glasnudeln, Pilze und Gemüse zum Preis von 26,50 Mark für eine Person oder 48,50 Mark für zwei. Das Gericht ist auch in vegetarischer Variante oder mit Fisch erhältlich. Als Aperitif gibt es Osmanthusblütenwein. Er wird aus den Blüten des Kassienbaums gewonnen, der zur Familieder Zimtbäume zählt. Das likörartigeGetränk ist süß und doch leicht. Ostwind, Husemannstr. 13, 10435 Berlin-Prenzlauer Berg, Tel. (0 30) 4 41 59 51, Fax (0 30) 7 86 36 68, Mo. Sa. 18–1, So. 10–1 Uhr. An Wochenenden ist eine Reservierung empfehlenswert.

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