: Retrofuturismus? Rock'n'Roll!
■ „Venus Vegas“ beim Weihnachts-Festival des Fanboy-Labels
Als Venus Vegas vergangenes Jahr im Knust auftraten, erschütterte das manch Anwesende sichtlich. Immerhin spielte die Köln-Hamburger Band, inklusive obskurer kanzelähnlicher Plexiglasgebilde und polizeiuniformierten Go-Gos auf der Bühne, beim Auftaktabend einer nie so recht fortgesetzten Lesungs- und Diskussionsreihe. Und mit den dabei zuvor verhandelten „Nebenwirkungen von Popkultur“ – Kulturoptimismusbashing Kölner (Spex-)Schule, Literarisches zur Wirkmächtigkeit von Schönheitsidealen – sowie den flankierend aufgelegten Hörbeispielen hatten Venus Vegas eher wenig zu tun. Nicht, dass das musikalische Treiben der Band frei von pophistorischen Bezugnahmen wäre ...
Vielmehr rumpelt und rollt da scheppernder New Wave vor sich hin, dass sich aufgeschlossenere Garagenpunker und der nie besuchten Kunsthochschule nachsinnende Devo-Hörer gleichermaßen erfreuen könnten. Es findet sich gar ein überkandidelter Retro-Agenten-Überbau à la: weltumspannende Organisation hat ihre Finger auch im Weltraumgeschäft usw. usf; mitsamt abzukürzender Benennungen, uniformaufnäher- und sprühschablonentauglich. Nebem klassischem R'n'R-Trio-Outfit bedarf sowas wohl des Einsatzes (altmodischer) Tastengeräte, die gestrige Zukunftsideen umso besser repräsentieren, für den optimal angestaubten Fortschrittseffekt. Knarz. Schraub. Dafür sorgt bei Venus Vegas Rick McPhail, der jüngst auch Tocotronic um analoge Tas-teninstrumente und Vocoder-Sloganeering verstärkte. Begleitet wird er von Nils Kowatzki (Bass), Stefan Fust (Schlagzeug) und Gitarrist Frank Fennel, der sonst bei der ungleich ärgeren Noiseband Stau spielt. Soeben haben Venus Vegas ein (Mini-) Album im schmucken 11''-Format fertiggestellt, dessen Erscheinen im Rahmen des heutigen Fanboy Christmas Craze mitsamt stilechterer Neo-60s-Garagenkollegen gebührend gefeiert wird. Alexander Diehl
mit Dirt Shakes + Backwood Creatures: Montag, 25.12., 21 Uhr, Molotow
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