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Ein paar Auftritte vor der Auszeit

■ Ehe sie 2001 ein Sabbatjahr nehmen, spielen die Crossover-Erfolgsträger „Such a Surge“ nochmal in der Markthalle

„Wir sind keine Hit-, sondern eine Live-Band“, verkünden Such a Surge gelegentlich. Jetzt wollen die fünf Braunschweiger nach vier Alben und so mancher Hitsingle erstmal pausieren. Nachdem ihr Auftritt mit den Toten Hosen im Sommer auf der Trabrennbahn platzte, beehren die wohl erfolgreichsten (und vielleicht langlebigsten) Vertreter des Crossover hier zu Lande in vorweihnachtlicher Stimmung ein vorläufig letztes Mal die Markthalle. „Der Roadie der Toten Hosen meinte kürzlich zu uns: Ein Such A Surge-Konzert ist wie die Bundesjugendspiele: hoch springen, weit werfen und schnell laufen.“ Die taz hamburg sprach mit Bassist und Manager Axel Horn über Aussetzen und Voranschreiten.

taz hamburg: Eine Bilanz zum Jahresende?

Axel Horn: Wir haben dieses Jahr über 70 Konzerte gespielt, standen bei alle großen Festivals wie „Rock am Ring“ auf der Hauptbühne.

Seid Ihr nicht konzertmüde?

Da wir nächstes Jahr pausieren, haben wir uns gedacht, dass wir noch mal in ausgewählten Städten Weihnachtskonzerte spielen, wie der Markthalle in Hamburg oder dem Meier in Braunschweig. Das ist erst einmal ein Abschied, da wir im nächsten Jahr definitiv keine Konzerte unter dem Namen Such A Surge geben werden.

Wieso das denn?

Der Grund für die Pause ist, dass wir acht Jahre konstant durchgezogen haben und jetzt jeder von uns mal etwas für sich persönlich machen will. Wir haben einfach das Bedürfnis, mal auszubrechen. Auch um neue Kreativität zu tanken. Vier Alben haben wir mittlerweile gemacht, und haben es immer geschafft, uns noch mal zu toppen. Mit Surge Effekt, unserem aktuellen Album, sind wir immer noch sehr glücklich. Gerade deshalb wäre es falsch, jetzt schon wieder eins nachzulegen. Eine Platte muss erst mal das Leben schreiben. Wenn wir jetzt sofort als Such A Surge weitermachen würden, könnten wir fast nur über Tourneen, Konzerte, Fernsehshows und Interviews berichten. Was wohl niemanden so recht interessieren würde.

Habt ihr keine Angst, in Vergessenheit zu geraten – angesichts der Schnelllebbigkeit der Popwelt?

Wir haben es nach acht Jahren geschafft, unser eigenes Territorium in der Musiklandschaft zu markieren, die Grenzen sind gezogen, die Wachen sind postiert. Jetzt können wir ein Jahr lang mal etwas anderes machen, ohne dass jemand diese Grenzen einreißt oder an unserem Thron sägt.

Was passiert mit der neuen Freiheit?

Antek (Rudo, Schlagzeug) wird sich um seine Rock'n'Roll-Band Revolver kümmern. Oliver (Schneider, Gesang), arbeitet weiterhin an seinem Original-Ton-Album, das nach dem Sommer kommen wird. Dennis (Graef) nimmt gerade sehr abgefahrene, experimentelle Gitarrenlandschaften auf. Michel (Begeame) macht einen Song für die Jazzkantine für einen Soundtrack.

Werdet Ihr überhaupt nichts mehr gemeinsam machen?

Wir werden noch zwei Wochen nach Südspanien gehen, um Songs zu schreiben. Danach gehen wir mit unserem Projekt Pain In The Ass ins Studio, werden auch veröffentlichen. Eine Art Momentaufnahme. Im Januar werden wir außerdem mit Ferris MC einen Song für dessen Album einspielen. Tobi Tobsen von Fünf Sterne Deluxe wird produzieren. Der einzige Song, der 2001 von Such A Surge veröffentlicht wird.

Profitiert Ihr von einer Rückkehr des Crossover?

Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Alles kommt wieder. Es belastet mich nicht und interessiert mich auch nicht, denn Ami-Bands wie Limp Bizkit und Papa Roach kommen mit Gitarrenriffs von 1990. So etwas haben wir als 18-Jährige gemacht – das ist für uns längst durch. Im Endeffekt sollte ein Musiker ein Künstler sein. Und ein Künstler muss immer weitergehen, kein Maler dieser Welt malt zum Beispiel zweimal das gleiche Bild. Das ist keine Kunst, sondern macht nur das Bankkonto fett.

Interview: Volker Peschel

 Sonnabend, 21 Uhr, Markthalle

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