: „Mit Tierschutz überhaupt nichts im Sinn“
taz-Interview: Edda Castello, Verbraucher-Zentrale Hamburg, über dubiose Spendenwerbung im Namen der Tiere
taz: Welche in Hamburg aktiven Tierschutz-Organisationen arbeiten mit unsauberen Methoden?
Edda Castello: Berechtigte Beschwerden sind uns bisher im Zusammenhang mit folgenden Vereinen zugetragen worden: Arche 2000, Deutsches Tierhilfswerk, Farm der Tiere Pinneberg, Terra Mater sowie Tiere & Natur.
Alle anderen Tierschützer sind also okay?
Nein, es gibt Dutzende weitere, die sich in einer Grauzone bewegen. Die sind aber oftmals sehr kurzlebig. Wenn sie abgesahnt haben, lösen sie sich wieder auf. Wer bis heute nicht in unseren Akten auftaucht ist, darf aber nicht gleich einen Gütesiegel für sich beanspruchen.
Wie arbeiten die schwarzen Schafe im Spendensumpf?
Irgend jemand hat die Idee, mit dem Tierthema eine schnelle Mark zu machen. Zu diesem Zweck werden Vereine gegründet oder bestehende umgewidmet. Die haben mit Tierschutz überhaupt nichts im Sinn und arbeiten in der Regel nach klassischem Muster mit einer Drückerorganisation zusammen. Statt Zeitungen oder Zeitschriften werden Mitgliedschaften in Tierschutz-Vereinen vertickt.
Gibt es weitere Merkmale für unsauberes Vorgehen?
Das Einfordern von Einzugsermächtigungen und die sofortige Abbuchung des Geldes. Auf dem Weg dorthin setzten die Drücker gern auf die Mitleidskarte und zeigen fiese Fotos. Manchmal sind es herzkranke Kinder, manchmal eben Tiere. Die Methoden sind dieselben, die Themen dagegen austauschbar. Wenn die Präsentation besonders zu Herzen geht, sollte man aufpassen.
Wie kann der Verbraucher sich noch schützen?
Wer von Werbern an der Haustür, in der Fußgängerzone oder auf der Straße angesprochen wird, sollte generell vorsichtig sein. In diesen Fällen kann man davon ausgehen, dass ein oder zwei Jahresbeiträge allein für Werbungskosten verwendet werden und nicht den Tieren zugute kommen. Der Direktwerber kriegt vielleicht einen Zwanni pro Unterschrift. Dann kassieren der Ober- und der Oberoberwerber ab. Haben die Drücker ihren Schnitt gemacht, ziehen sie weiter.
Ihr Rat für den spendenwilligen Verbraucher?
Erstens: Niemals spenden, wenn man angesprochen wird, sondern den Spieß einfach umdrehen und selbst aktiv werden. Zweitens: Gelder, die in der Region verbleiben, zum Beispiel beim örtlichen Tierschutzverein, sind meistens gut aufgehoben. Auch projektgebundene Spenden an etablierte Organisationen sind zu empfehlen. Interview: Volker Stahl
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