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Grünes Florida

■ Hamburgs GAL befehdet sich in monatelangen Bush-Kriegen wegen der Wahl der Linken Antje Radcke zur Parteichefin

Glück muss mensch haben, die GAL hatte es. Ihr monatelanges Gerangel um die rechtmäßige Wahl des Hamburger Parteivorstandes drohte als Trauerspiel ohnegleichen in die Annalen einzugehen. Dann aber bewiesen durchgeknallte Amis, dass in Florida alles noch viel irrsinniger ist.

Am 9. September setzte sich die Parteilinke Antje Radcke bei der Wahl einer neuen Landesvorstandssprecherin knapp gegen Heike Opitz durch. Die Kandidatin der Grünen Jugend und von GALionsfigur Krista Sager jedoch hatte vorne gelegen in einem ersten Wahlgang, der wegen Unregelmäßigkeiten annulliert worden war.

In monatelangen Tumulten vergnügten die Grünen daraufhin sich mit Kabale und Hiebe. Linke, Realos und Grüne Jugend warfen sich gegenseitig Lug und Trug vor, Rücktritte wurden wechselseitig angeboten und angedroht, gefordert und wieder zurückgenommen, Tränen und Wutausbrüche zierten manche Vorstandssitzung.

Auch das Landesschiedsgericht vermochte nicht eindeutig zu klären, wer wann wie und zu wessen Vorteil bei der Wahl manipuliert haben könnte. Die wenigen, die noch klaren Kopf behielten, verdrehten die Augen über das öffentliche Erscheinungsbild der GAL am Beginn des Vorwahlkampfes.

Schließlich wurde am 9. Dezember neu gewählt, Opitz trat nicht mehr an, Radcke erhielt das zweitbeste Ergebnis aller sieben Vorstandsmitglieder, die geschlossen zur Geschlossenheit aufriefen und sich zum besten Landesvorstand aller Zeiten erklärten.

In Florida dauerte derweil der Bush-Krieg an. smv

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