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Zum Jahresbeginn auf Nummer Sicher

■ Im Januar werden vor allem Wiederaufnahmen geboten: Mit zahlreichen Lesungen, Gesang, Kabarett und Schaupiel starten die Hamburger Kammerspiele ins Jahr 2001

Schön, so ein Jahreswechsel ohne Milleniumsfirlefanz. Ganz besonders angenehm ist aber, dass die Menschheit endlich vom gnadenlos überstrapazierten Zusatz „2000“ erlöst wird. Die Tradition des Gute-Vorsätze-Fassens jedoch wird wohl nicht so schnell vergehen. Auch nicht bei denen, die mit 2000 viel Positives in Verbindung bringen. Und um auf die Erfüllung der großen Vorhaben nicht nur zu hoffen, gehen die Hamburger Kammerspiele zum Jahresbeginn auf Nummer Sicher und packen einige erfolgreiche Produktionen vom Vorjahr aus.

Wer etwa versäumt hat, sich mit Ulrich Tukur und seiner Hamburg-Band auf den Silvester-Abend einzustimmen, kann noch bis einschließlich kommenden Dienstag, den 9. Januar, an der Hamburg-Hommage teilhaben. Der seit einiger Zeit um seine venezianische Residenz zu beneidende Tukur besingt in „Einmal noch nach Hamburg“ die Stadt, die ihm in den vergangenen 15 Jahren ans Herz gewachsen sein dürfte. Neben Hits wie „La Paloma“ gibt es auch Selbstgedichtetes und allerhand vertontes unbekanntes Seemannsgarn.

Und noch einem weiteren in Vergessenheit geratenen Autor verschafft Tukur am kommenden Sonntag Gehör. Er liest aus dem Erstlingswerk des Bremer Dichters Friedo Lampe Am Rande der Nacht, das in Hamburg entstand und nach der Veröffentlichung 1934 umgehend von den Nazis verboten wurde.

Zur Wiederaufnahme kommen diesen Monat gleich drei Stücke: Den Auftakt bildet nächste Woche The Blue Room nach David Hare – eine Adaption von Arthur Schnitzlers Reigen. Unter der Regie von Peter Löscher geben Natalie Wörner und Herbert Knaup in der Hamburger Erstaufführung zehn Paare, die sich in unterschiedlicher Konstellation zum Verkehr begegnen.

Im seit dieser Spielzeit stärker genutzten Logensaal gibt es ab dem 19. Januar ein Wiedersehen mit Gerd Kunath in Peter Turrinis Einpersonenstück Endlich Schluss. Auf der gleichen Bühne wird sich Donata Höffer nach dem großen Erfolg im September mit Uns blüht die Hölle, feurige Schwestern am 12. Januar noch einmal auf die 2000jährigen Spuren begeben, die Frauen in Gedichten und Erzählungen hinterlassen haben.

Was hingegen Männer in diesen Tagen bewegt, lässt sich vom 22. bis 24.1. an Horst Schroths kabarettistischem Herrenabend nachvollziehen, von dem sich Frauen unter keinen Umständen ausgeschlossen fühlen sollten. Kaum ist die satirische Stimmung eingeläutet, geben sich Althasen Dieter Hildebrand und Werner Schneyder als Sonny Boys die Ehre: Ab dem 27. zeigen sie sich in Neil Simons durchaus nicht nur heiteren Boulevard-Komödie als die in Hassliebe miteinander verbundenen Komiker Alfred und Willi, die vor ihrem Umzug ins gleiche Altersheim nochmal ein Comeback versuchen.

Warten die Kammerspiele auch im Februar hauptsächlich mit Wiederaufnahmen auf, sollte man sich besonders das inszenierte Porträt Die Reise nach Jerusalem vormerken: Nach dreimal Hamlet nächste Woche am Schauspielhaus ist Angela Winkler hier als Else Lasker-Schüler zu bewundern.

Liv Heidbüchel

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