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Der Kunde ist schuld

Einzelhandelsverband bedauert die Krise der kleinen Läden. Nutzung des Straßenlandes soll Kommerz retten

Trotz besserer Aussichten für den Einzelhandel im Jahr 2001 wird das Ladensterben in Berlin weitergehen. Besonders kleine Lebensmittelgeschäfte müssten dem Preiskrieg der großen Ketten Tribut zollen, wie Einzelhandelsverbandschef Nils Busch-Petersen sagte.

Auch der Textilbereich gerate zunehmend unter Druck. Wenn der Staat nicht endlich eingreife, drohten ganze Wohngebiete zu veröden, warnte Busch-Petersen. Die Beseitigung der damit einhergehenden soziale Probleme könne sehr teuer werden.

Traditionelle Einkaufsstraßen büßen nach Darstellung des Verbandschefs infolge des harten Wettbewerbs immer weiter an Bedeutung ein. Er verwies auf die Brunnenstraße in Mitte und Wedding, die Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg, auf den Steglitzer Damm oder die Wilhelminenhofstraße in Oberschöneweide.

An diesen Straßen könnten die Händler nur noch überleben, wenn sie stark kooperierten, betonte Busch-Petersen. „Ansonsten haben sie keine Chance.

Als Hauptursache für das Ladensterben nannte der Chef des Einzelhandelsverbands das Verbraucherverhalten. Der Kunde entscheide sich aus Kostengründen zunehmend für billige Vertriebsformen wie Discounter oder das Zentrum auf der „Grünen Wiese“. Wer sein Geld ausschließlich dort ausgebe, brauche sich jedoch nicht zu wundern, wenn der Laden an der Ecke dicht mache, sagte Busch-Petersen. Das sei „pure Heuchelei“. Zugleich treibe der „mörderische Konzentrationsprozess“ den Personalabbau in der Branche voran.

Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, müsse der Staat die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel verbessern, forderte der Verbandschef. Nils Busch-Petersen plädierte daher dafür, sämtliche Auflagen zur Nutzung des so genannten öffentlichen Straßenlandes abzuschaffen.

So sollte es leichter möglich sein, auf dem Gehweg vor dem Geschäft Waren zu präsentieren oder Fahrradständer aufzustellen. Außerdem müssten staatliche Förderprogramme endlich auch dem Einzelhandel zugute kommen. Nachdrücklich sprach sich Busch-Petersen in diesem Zusammenhang für den Erhalt der Investitionszulage im Ostteil der Stadt und deren Ausweitung auf den Westteil aus.

Ungeachtet dessen sieht Busch-Petersen den Berliner Einzelhandel im Aufwind. Angesichts der Entlastungen der privaten Haushalte durch die Steuerreform sei er optimistisch, dass die Branche 2001 die Talsohle durchschreite.

Der Umsatz des vergangenen Jahres bewegte sich im Vergleich zu 1999 (27,8 Milliarden Mark) nach vorsichtigen Schätzungen des Verbandschefs zwischen „null sowie einem Plus von ein bis 1,5 Prozent“. Das wäre nach acht Jahren mit Verlusten „gar nicht so schlecht“, betonte Busch-Petersen. DDP

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