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Männerüberschuss in Bezirk 02

Das Statistische Landesamt hat die neue Großbezirke durchgezählt: Es sind 12. Und dahinter stecken noch spannendere Zahlen. Die meisten Hunde bellen in Reinickendorf, in Mitte kracht es am häufigsten und die Frauen leben vor allem im Südwesten

von WIBKE BERGEMANN

Die neuen Berliner Bezirke sind noch keine Woche alt und schon statistisch bis in alle Ecken durchleuchtet. Gestern gab das Statistische Landesamt die Gewinner und Verlierer der großen Bezirksfusion bekannt. In einem kleinen Taschenbuch hat das Amt die zwölf neuen Bezirke durchgezählt.

Der größte der neuen Bezirke heißt Tempelhof-Schöneberg. Gäbe es nicht das restliche Berlin rundherum, wäre der Bezirk 07 mit seinen fast 340.000 Einwohnern die zehntgrößte deutsche Stadt. Das wäre ein merkwürdiger Ort, bestehend aus einer spießigen Wohnstadt, einem sehr langen Flughafen und dem aktivsten Schwulen-und-Lesben-Kiez des Landes.

Wäre, wenn da nicht gleich daneben Kreuzberg läge. Bisher bekanntlich der Stadtteil mit dem höchsten Anteil an Sozialhilfeempfängern und Ausländern. Das hat sich seit der Fusion mit Friedrichshain geändert. Das neue Mitte und Neukölln sind links und rechts vorbeigezogen. Dennoch profitiert von der Zusammenlegung vor allem der Nachbar jenseits der Oberbaumbrücke: Das langsame Aussterben der Friedrichshainer ist vorläufig aufgehalten. Der Bezirk 02 hat nun mit 12.331 Einwohnern pro Quadratkilometer die größte Bevölkerungsdichte in der Stadt. Und die gebärfreudigen Kreuzberger werden den wendebedingten Geburtenknick im Ostbezirk auch langfristig ausgleichen: Die Geburtenrate ist mit 11,8 Neuberlinern je 1.000 Einwohnern die höchste in Berlin.

Die meisten Hunde dagegen leben in Reinickendorf. Überhaupt Reinickendorf – die meisten Motorräder, die meisten Ehepaare ohne Kinder – hier lässt es sich statistisch gesehen gut leben. Und nun auch noch mit 44 Vierbeinern je 1.000 Einwohnern die meisten Hunde.

Eine Mordstatistik nach Bezirken, wie sie in New York sehr nützlich ist, spielt in Berlin keine Rolle. Abenteuerlustige orientieren sich an der Häufigkeit der Verkehrsunfälle. Und ziehen in das neue Mitte. Mit 22.109 Unfällen 1999 liegt dieses Stadtgebiet weit vorne. Und wenn es hier kracht, dann richtig, die Zahl der Verkehrstoten ist entsprechend hoch. Das gefährliche Leben in Mitte beginnt schon mit der Geburt: 15,7 Prozent aller Berliner Totgeburten finden hier statt.

Die Statistiken beweisen auch, dass es in Berlin regelrechte Männer- und Frauen-Bezirke gibt: Der hohe Frauenanteil von 54, 2 Prozent in Steglitz-Zehlendorf erklärt sich leicht durch das hohe Durchschnittsalter im Südwesten. Dort sind 17,8 Prozent der Menschen über 65 Jahre. Die alten Damen im Bezirk 06 überleben schlichtweg ihre Männer. Doch wie ist der Männerüberhang von 50,2 Prozent in Friedrichshain-Kreuzberg zu erklären? Ist das Leben für Frauen hier zu hart? Immerhin gibt es mit 105 Jungen auf 100 Mädchen auch hier wie in der ganzen Stadt mehr männlichen Nachwuchs.

Nicht auf alle Frage haben die Statistiker eine Antwort. Immerhin gehen sie mit guten Beispiel voran und ignorieren die neuen, komplizierten Namen. Im statistischen Taschenbuch werden die Bezirke einfach von 01 bis 12 durchnummeriert. Das ist praktisch, benachteiligt keinen und erinnert an eine richtige Weltstadt: Paris.

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