die stimme der kritik
: Betr.: Knochenarbeit

Dear Ruth, was macht Scary Spice in diesem Jahr?

Ruth heißt die mopsige Briefkasten-Hellseherin einer englischen 66-pence-Frauenzeitung. Und sie kann aus Knochen die Zukunft lesen.

Aber nicht aus ihren, Gott bewahre (vielleicht zu schwer ...). Sondern, wie ein halbdokumentarisches Foto auf der „Dear Ruth“-Seite beweist, aus abgenagt ausschauenden Hühnchenknochen und kleinen, fischgrätenähnlichen Stückchen, die auf einem Tisch liegen, hinter dem sie mit den mächtigen, verschränkten Armen listig hervorlugt. Liebe Ruth, fängt der erste Brief an, bei mir klappt überhaupt nichts. Ich bin immer so traurig. Kannst du aus deinen mystischen Knochen lesen, ob das in diesem Jahr so weitergeht?

Ruth konnte. Und die Fragestellerin hatte Glück (in diesem Jahr klappt alles, und du wirst fröhlich, blabla). Nicht so die Spice Girls! Ruth hat nämlich auch denen aus ihren Knochen die Zukunft vorausgesagt. Aber ich werde Ihnen die wahnwitzigen 2001-Aussichten für Scary, Sporty, Posh und Baby Spice nicht einfach so herausposaunen, nahahanein. Sie lesen schön den ganzen Text. Und am Ende steht es dann. Versprochen. Jetzt ein kurzes, passendes Intermezzo.

Scary Spice nämlich (die dunkle Brillenträgerin) habe ich vor ein paar Tagen in einem Interview gesehen. Sie sprach mit einer so dunklen Stimme, dass ich ohne Hingucken eher auf Barry White getippt hätte. Und sah aus wie Pimple Spice. Und kratzte sich während der Antworten ständig an den Pimples.

Ich vermutete sofort schwere Drogenprobleme und befragte meinen Espressosatz danach (ganz köstliche italienische Espressobohnen aus einer Originalkanne, versteht sich). Der sagte mir aber nur etwas darüber, dass ich meine Kaffeemühle etwas feiner einstellen sollte. Ich lerne eben das Espressosatz-Weissagen noch. Ganz gute Fortschritte mache ich dagegen beim Aus-Müsliresten-Lesen, bei Bedarf würde ich gegen ein minimales Entgelt auch gerne mal Ihre Fragen beantworten. Schreiben Sie mir.

Jetzt aber zurück zur Spice-Girls-Zukunft und zur Knochenarbeiterin Ruth. Die Girls werden eigene Wege gehen, stand in Ruths Knochen zu lesen, und nicht mehr lange klitzekleine Mädchen zum Weinen und Kreischen bringen. Eine wird drogenabhängig (welche wohl? Haben Sie aufgepasst?), eine erwachsen, eine lieber Millionärsfrau, und eine lässt sich ein Spinnennetz ins Gesicht tätowieren.

So. Den Rest müssen Sie sich denken.

 „Old Spice“ JENNI ZYLKA