: Keine UMTS-Mobilfunk-Antennen aufs Altenheim
■ Grüne wollen Vorsorge wegen möglicher Gesundheitsschäden / Antennenwald wächst
Wenn in den nächsten Jahren UMTS zum Standard im Mobilfunkgeschäft wird, hat dies in Deutschland den Bau tausender neuer Sendeanlagen zur Folge. Kritiker sehen darin ein weiteres potentielles Gesundheitsrisiko. Die Verbraucher-Zentrale Niedersachsen etwa hält einen zehn mal größeren Sicherheitsabstand für Mobilfunk-Stationen als bisher für notwendig. Die Bremer Grünen haben diese Forderung jetzt aufgegriffen.
In einer aktuellen Anfrage an den Senat geht es ihnen insbesondere um UMTS-Anlagen auf „sensiblen“ Gebäuden wie Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten oder Alteneinrichtungen. Aus „Vorsorgegründen“ sei es von besonderer Bedeutung, dass Landesbehörden und die Kommune in dieser Sache Einfluss nehmen würden. Das Problem: Antennenanlagen bis zehn Meter Höhe bedürfen keiner baurechtlichen Genehmigung. Deswegen gedeihen die Mobilfunk-Stationen insbesondere auf hohen Gebäuden – auch in Bremen.
Überdies gehen den Hannoveraner Verbraucherschützern zufolge die Netzbetreiber dazu über, Anlagen mit Sendeleistungen unter zehn Watt zu bauen – für die die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post keinen Sicherheitsabstand vorschreibt. Bei stärkeren Einrichtungen beträgt der Abstand etwa vier (E-Netz) oder acht Meter (D-Netz).
Es ist nach wie vor umstritten, ob der Mobilfunk ein Risiko für die Gesundheit darstellt. Man habe jedoch Hinweise auf zahlreiche Effekte, die die hochfrequente Strahlung bei lebenden Organismen bewirken würde, so der Physiker Dr. Peter Neitzke vom Ecolog-Institut in Hannover – von einer Beeinflussung der Hirnströme bis hin zum Tumorwachstum. Die gültigen Vorschriften würden sich lediglich auf die – nachgewiesenen – thermischen Wirkungen beziehen. Neitzkes Institut empfiehlt sogar 20- bis 30fach größere Sicherheitsabstände. Und: In dicht bebauten Wohngebieten und in der Nähe sensibler Gebäude sollten künftig keine Basisstationen mehr errichtet werden.
Die Netzbetreiber indes sehen in alldem pure Desinformation: Es gebe weltweit keine einzige Studie, in der ein mögliches Gesundheitsrisiko nachgewiesen werde, sagt der Düsseldorfer Sprecher von Mannesmann Mobilfunk, Christian Schwolow. Er hält es für kompletten Unsinn, die Sendeanlagen aus Wohngebieten herauszunehmen: „Ja, wohin denn dann. Da sind doch die Leute.“ Und die wollen eine möglichst gute Verbindung haben. Eine Senatsanfrage der Grünen in Bremen soll nun klären, wie dicht die einzelnen „Funkzellen“ künftig aneinander rücken werden. hase
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