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Der Senkrechtstarter

Thailands Milliardär Thaksin Shinawatra wird neuer Premier, wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit

von SVEN HANSEN

„Dr. Thaksin war der erste Thailänder, der einen Satelliten ins All geschossen hat. Stellt euch vor, was er erst für euch tun kann!“ Dieser im Wahlkampf oft wiederholte Spruch in der Werbung der von Thaksin Shinawatra erst vor zwei Jahren gegründeten Partei Thai Rak Thai („Thailänder für Thailand“) porträtiert den Milliardär als unerschütterlichen Mann der Tat, der nun die von der Asienkrise gebeutelte Nation zum Erfolg führen will.

Der Aufstieg des 51-jährigen Thaksin Shinawatra zu Thailands erfolgreichstem Unternehmer ist kometenhaft. Der aus der nördlichen Stadt Chiang Mai stammende Thaksin begann seine Laufbahn als Polizist. 1973 bekam er ein Stipendium für die USA, wo er 1978 in Strafrecht promovierte und mit Computern in Kontakt kam. In Thailand half er dann bei der Computerisierung der Polizei. 1987 begann er mit seiner Frau Potjaman Damapong staatlichen Stellen Computer zu verkaufen. 1990 bekam er mit einem Mobilfunkmonopol quasi eine Lizenz zum Gelddrucken.

Seit den 90er-Jahren trieb es den populistischen Thaksin in die Politik, wo er dreimal kurzzeitig Führungspositionen innehatte, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen: 1994/95 war er für drei Monate Außenminister, 1995 und 1997 jeweils für wenige Monate stellvertretender Premier. Damals wollte er Berichten zufolge Bangkoks notorische Verkehrsstaus innerhalb von sechs Monaten auflösen. Zu seinen Vorschlägen gehörte, Armeehubschrauber einzusetzen, die liegen gebliebene Fahrzeuge aus dem verkeilten Verkehr ziehen sollten. Thaksin scheiterte an dieser Aufgabe und behauptet heute, nie gesagt zu haben, sie innerhalb von sechs Monaten zu lösen, da dies nicht machbar sei.

Im Wahlkampf schlug er nicht nur nationalistische Töne an, sondern machte wieder große Versprechen, die an Bauernfängerei grenzen: Alle bei staatlichen Banken verschuldeten Bauern sollen in den Genuss eines dreijährigen Schuldenmoratoriums kommen, und jedes der 70.000 Dörfer soll umgerechnet 50.000 Mark für Projekte erhalten. Wie das zu finanzieren ist, sagte er nicht. Die Wähler störte das so wenig wie das Urteil der Antikorruptionskommission. Die erklärte Thaksin für schuldig, einen Teil seines Vermögens verschleiert zu haben. Sollte dies vom Verfassungsgericht in einigen Monaten bestätigt werden, darf er fünf Jahre kein politisches Amt ausüben und wäre dann auch nicht mehr Premier. Thaksin forderte die Wähler auf, bei der Wahl zu zeigen, was sie davon halten. Jetzt haben sie hoch gepokert.

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