piwik no script img

Kein Ausruhen in der Oase

Eimsbüttler Obdachlosen-Treff steht ab Sommer ohne Mitarbeiter da. Arbeitsamt macht Probleme mit der Förderung  ■ Von Kaija Kutter

Die Rettung schien eigentlich sicher. Wenn der Verein Oase zusichert, ab 2002 drei Stellen selber zu finanzieren, wäre das Hamburger Arbeitsamt bereit gewesen, diese Beschäftigungsmaßnahmen für das Jahr 2001 noch einmal zu verlängern. Davon war Rosie Eggers, Geschäftsführerin des rührigen Obdachlosentreffs an der Eimsbüttler Fruchtallee, eigentlich augegangen. Doch das neue Jahr begann für das Projekt, das auch Obdachlose mit Kleidung und Mahlzeiten versorgt und ihnen in betreuten Wohngemeinschaften den Wiedereinstieg in ein menschenwürdiges Leben ermöglicht, mit schlechten Nachrichten. Nur bis zum Sommer, so teilte ein Mitarbeiter des Arbeitsamts mit, würden die Strukturanpassungsmaßnahmen (SAM) verlängert. Darüber hinaus, so Arbeitsamtssprecher Manfred Klos-termann, gebe es „kein Ermessen“, weil die Förderungshöchstdauer ausgeschöpft sei.

Das Konzept zur Rettung dieser einmaligen Beratungsstelle, die aus der 1992 gegründeten Obdachlosenselbsthilfegruppe hervorgegangen war, verlangt der Oase ohnehin allerhand ab. Durch Spenden müßten die Gehälter für das Jahr 2002 eingenommen werden. Damit hätten die Mitarbeiter dann einen Dauerarbeitsplatz, und dies würde dem Arbeitsamt juristisch ermöglichen, die Maßnahmen zum vierten Mal zu verlängern. Rosi Eggers hoffte, das Geld mit Hilfe von Prominenten, beispielsweise einer für Mitte Februar geplanten Versteigerungsaktion des Prominenten-Visagisten Reza Homann, zusammenzubekommen. Eggers: „Wenn das klappte, hätten wir erstmal zwei Jahre Ruhe.“

Doch aus der Ruhe wird nichts. Rosi Eggers und dem Fahrer des Projekts wird zum Verhängnis, dass sie vor Beginn der Maßnahme für je ein halbes Jahr eine so genante LKZ-Stelle (Lohnkostenzuschuss) hatten. Das Arbeitsamt rechnet diese Monate einfach ab und befristet die SAMs bis zum Sommer. Lediglich Buchhalterin Marion Payer wäre länger dabei.

Ingo Schädlich, Sprecher von Sozialsenatorin Karin Roth, die sich persönlich für die Oase eingesetzt hatte, zeigt sich verwundert über diese neue Wendung: „Von uns aus steht die Finanzierung bis 2002.“ Um die Personalkontinuität zu gewährleisten, hatte die Sozialbehörde zugesichert, eine halbe Stelle für Eggers zu finanzieren. Die übrigen SAMs, so Schädlich, würden auch weiter bewilligt, aber von anderen Personen besetzt.

Eine Option, mit der Eggers nicht leben kann. „Ich kann unmöglich vier Leute auf einmal anlernen. Ich brauche einen Kern von Mitarbeitern, der eingearbeitet ist.“ Die Langzeitarbeitslosen, die das Arbeitsamt schicke, seien nicht automatisch qualifiziert.

Im Moment hat Eggers, die seit Monaten um die Stellen kämpft, noch nichts Schriftliches in der Hand. „Wenn das nicht übermorgen geklärt ist, müssen wir zumachen, was gerade im Winter nicht gut ist“, sagt sie. Offiziell endet ihr Vertrag am Monatsende. Sie habe noch 30 Tage Resturlaub und sei nicht bereit, den zu verschenken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen