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Flughafen bläst die Hamsterbacken auf

90 Jahre Airport: Man feiert sich und ständige Umsatzsteigerungen  ■ Von Peter Ahrens

Ist es ein Ereignis, wenn ein bedauernswerter Mensch in einem Hamster-Kostüm die beiden Flughafen-Geschäftsführer an der Hand nimmt, mit ihnen gemeinsam eine 78 Kilogramm schwere Torte anschneidet und eine Frau dazu „Killing me softly“ singt? Muss wohl, denn 30 Fotografinnen und Kameraleute balgen sich darum, das aufs Bild zu bekommen. Es ist zwar kein richtig runder Geburtstag, aber der Flughafen feiert auch ein 90-jähriges Jubiläum als wäre es ein 100-Jähriges. „Deutschlands profita-belster Airport feiert“, jubelt die offizielle Pressemitteilung, und Geschäftsführer Werner Hauschild streicht den „Weitblick“ heraus, mit dem man an der Zukunft des Flughafens arbeite. Der Weitblick richtet sich vor allem auf das Jahr 2006, denn bis dahin werden noch 700 Millionen Mark in Fuhlsbüttel verbaut – das größte Investitionsprogramm, das der Airport sich vorgenommen hat.

Bunt, hochglänzend, 142 Seiten dick ist die Jubiläumsschrift, die der Flughafen gestern in Buchform vorstellte. Da werden Feststagsstimmung verbreitet und Erfolgsgeschichten über die Zeit seit 1911 erzählt. Dass über den Flughafen regelmäßig abgeschoben wird, dass es Unglücke gab wie mit der Cessna, die vor zwei Jahren kurz vor der Piste in einem Einfamilienhaus landete, dass seit eh und je AnwohnerInnen vehement gegen den Fluglärm kämpfen – so etwas hat in einer Feierschrift keinen Platz. Stattdessen wird eine Familie porträtiert, die im benachbarten Niendorf wohnt und draußen auf der Terrasse sitzt, während hinten ein Flieger aufsteigt. Bildunterschrift: „Sie genießen die Idylle, die startenden Flugzeuge stören sie nicht.“

Auch die Geschäftsführung hat im Moment wenig Anlass, sich gestört zu fühlen. Der vierspurige Autobahnzubringer ist da, in den kommenden Jahren bekommt man das neue Terminal 2 hingestellt, die lang geforderte S-Bahn-Anbindung soll 2006 fertig sein, Hotels, Parkhäuser – alles wird geliefert. Und trotzdem ist Hauschild noch nicht zufrieden. Die Sengelmannstraße soll auch noch auf vier Spuren erweitert werden, damit man schneller mit dem Auto in die Stadt kommt. „Es fehlt momentan offenbar dazu der politische Wille, aber wir werden nicht locker lassen.“

Das 89. Flughafenjahr war ein besonderes: Die Stadt hat 36 Prozent ihrer Anteile an den Investor Hochtief und eine irische Flughafengruppe verkauft, aus Hauschilds Sicht „Mitgesellschafter mit einem Know-how, das die öffentliche Hand einfach nicht bieten kann“. Schon jetzt bewegt sich der Flughafen von einem Umsatzhoch zum nächsten. Der Reingewinn von 58 Millionen Mark im Vorjahr lag um ein Viertel höher als noch 1999. Die Passagierzahl liegt inzwischen bei 10 Millionen im Jahr.

Trotzdem wird Hamburg nie zu den ganz Großen im europäischen Flughafenkonzert gehören. Die Stadtlage schränkt die Expansionsgelüste des Airport zwangsläufig ein. Dass man mit Frankfurt und München oder künftig Berlin und Kopenhagen mithalten könne, „darüber haben wir uns nie Illusionen gemacht“.

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