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Invisible ... but listenable

■ Ghanaischer Journalist aus Hagen will das Prinzip offener Kanal in seine Heimat exportieren / Die Sendetechnik wurde zum großen Teil hierzulande ausrangiert

William Wiafe ist das, was man einen Visionär nennt. Vom beschaulichen Hagen bei Bremerhaven aus berichtet der Journalist über afrikanisches Leben in Deutschland in die Welt hinaus. Zu seinen Abnehmern gehören die großen Zeitungen in seiner Heimat Ghana ebenso wie das afroamerikanische Hochglanzmagazin „Ebony“.

In Bremerhaven hat der Schreiber ein neues Medium entdeckt: Seit Jahren produziert er Fernsehsendungen im offenen Kanal. Und manche seiner Stücke wurden inzwischen im ghanaischen Fernsehen wiederholt. Das hat Wiafe auf den Geschmack gebracht: Obwohl in Deutschland fest etabliert, will er in seiner Heimatstadt Kumasi etwas Vergleichbares auf die Beine stellen. Indes, mit öffentlichen Mitteln ist in einem armen Land wie Ghana nicht zu rechnen. Kein Hinderungsgrund für den smarten Mittdreißiger, der nach europäischen Chic-Maßstäben auch gut einen Geschäftsmann abgeben würde: Er nahm sein ehrgeiziges Projekt kurzerhand aus eigener Kraft in Angriff.

An ein Fernsehstudio war unter diesen Umständen natürlich nicht zu denken. Aber Radio ist vergleichsweise billig – und in Afrika immer noch mit großem Abstand das wichtigste Massenkommunikationsmittel. Wiafe kratzte sein Geld zusammen und fing an, in Deutschland gebrauchtes Equipment zu kaufen: Computer, ein altes privates Aufnahmestudio, Kassettenkopierer von einer Hamburger Sprachschule. Bei Radio Bremen gab es billig einen Sender mit zwei mal zehn Kilowatt , sozusagen als informelle Entwicklungshilfe. Insgesamt gab der findige Ghanaer für die gebrauchte Technik keine 30.000 Mark aus.

Technische Beratung erhielt Wiafe von Peter Kohlmann, einem pensionierten Messtechniker von Radio Bremen. Er fand Wiafes Idee einfach sympathisch, hörte sich bei Bekannten um, eruierte, welches Gerät passend sein könnte, kaufte ein. Alles wurde in einen Container verstaut und über Bremerhaven verschifft. Drei Wochen später traf das Equipment in Ghana ein. Kohlmann reiste mit Wiafe hinterher und installierte dort das Studio.

Von seiner ersten Afrikareise kam der Pensionär begeistert zurück, vor allem über die Gastfreundschaft. Und er will wiederkommen, um vor Ort einen Studiotechniker anzulernen. Nur beim Sender selbst war er mit seinem Latein am Ende, das alte Ding wollte einfach nicht laufen.

In Bremen kannte Kohlmann zwar kompetente Leute, aber die fühlten sich für die beschwerliche Reise ins ferne Ghana zu alt. So musste schließlich Wiafe selbst, der eigentlich keine technische Ausbildung hat, das Gerät unter Fernanleitung in Gang bringen. Vor ein paar Tagen ist es ihm gelungen – zum Erstaunen der alten Herren. Nun läuft der Probebetrieb von „Invisible FM“. Leider etwas spät: Das auch in Afrika lukrative Weihnachtsgeschäft ist verpasst. Denn Wiafes Projekt muss den laufenden Betrieb aus Werbeeinnahmen bestreiten. Und der Markt ist hart umkämpft: In der Drei-Millionen-Stadt tummeln sich bereits fünf Privatsender. „Invisible FM“ soll das berühmte Bisschen anders sein. Schüler und Studenten sollen hier ihrer Kreativität mit eigenen Sendungen freien Lauf lassen und erste Medienerfahrung sammeln können. Das Erdgeschoss beherbergt ein Internetcafé, wo es günstigen Zugang zum worldwide web gibt.

„Wenn alles gut läuft“, träumt Wiafe, „wollen wir sogar expandieren.“ Dann sollen Lokalfenster für die umliegenden Dörfer entstehen, wo Radio oft das einzige Kommunikationsmittel ist. jank

„Invisible FM“ sucht noch eine „Schwesterstation“ in Deutschland, die das Projekt mit Technik und Erfahrung unterstützt (Tel.:  0474–693 14 86).

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