Kein Geld für Multikulti-Umzug

Die Stadt will kein Geld für den Karneval der Kulturen ausgeben. Letzte Hoffnung ist die Lottostiftung

In die Enge gedrückt – so mag sich mancher Besucher des Karnevals der Kulturen in den letzten Jahren gefühlt haben. Das multikulturelle Volksfest in Kreuzberg zieht immer mehr Gäste an. Im letzten Jahr kamen 600.000 Menschen.

In die Enge gedrückt sehen sich aber dieses Jahr zunächst einmal die Veranstalter. Zum ersten Mal seit 1996 haben sie keine gesicherte Aussicht auf eine öffentliche Förderung. „Unsere letzte Hoffnung ist die Stiftung Deutsche Klassenlotterie,“ sagt Annet Szabo, Organisatorin und Mitbegründerin des Umzugs. Das viertägige bunte Fest gilt mittlerweile als eindrucksvolle Werbung für den Einwanderungsstadtteil Kreuzberg und für Berlin insgesamt. „Die Stadt schmückt sich zu Recht mit dem Karneval der Kulturen, gleichzeitig kann sie sich nicht zu einer kontinuierlichen Grundförderung entschließen“, beklagt Szabo. Die Kulturverwaltung bedauert, dass sie keine Gelder zuschießen könne – es gebe keine Spielräume, sagt eine Sprecherin.

Bislang hatten der Hauptstadtkulturfonds und die Millenniumsförderung die Veranstaltung unterstützt. Beide Quellen sind laut Szabo versiegt, weil sie nicht als Regelförderung, sondern als Anschubfinanzierung neuer Projekte gedacht sind. Gleichzeitig fällt es der Organisatorin schwer, Unternehmen für Sponsoring zu gewinnen. „Das so genannte Ethnomarketing ist für viele Firmen noch ganz neu“, erklärt sie. Durch die breit gefächerte Zielgruppe lassen sich zusätzliche Geldgeber nur schwerlich finden. Letztlich müsse der kulturelle Aspekt auch den kommerziellen überwiegen: „Die Wagen sollen nicht mit Firmenschildern zugepappt werden.“

Szabo beziffert den Finanzbedarf auf 550.000 Mark – Gelder die nur für Organisation und Durchführung der Veranstaltung verwendet werden. Die 4.000 Tänzer und Musiker müssen sich selbst um die Finanzierung kümmern. MAJA DREYER