: TV-Direktor erschossen
Vertrauter Arafats in Gaza ermordet. Israel wahrscheinlich nicht verantwortlich. Hintergrund eher kriminell als politisch: Mekki galt als korrupter Geschäftsmann
JEUSALEM taz ■ Hischam Mekki, Direktor des palästinensischen Fernsehsenders in Gaza, ist gestern Mittag auf offener Straße erschossen worden. Mikki kam aus einem Hotel am Strand, als drei maskierte Männer aus unmittelbarer Nähe das Feuer auf ihn eröffneten.
Der seit sieben Jahren als Fernsehdirektor fungierende Mekki galt als enger Verbündeter von Palästinenserpräsident Arafat und als einer der mächtigsten Männer im Gaza-Streifen. Mekki wurde schwer verletzt in das Schifa-Krankenhaus transportiert, wo die Ärzte seinen Tod feststellten. Unter Palästinensern in Gaza kam zunächst das Gerücht auf, dass Israel hinter dem Attentat stehen könnte. Dagegen spricht jedoch, dass ein derartiger Mord alles andere als typisch für die Israelis ist. Mekki war nicht an militärischen Aktionen beteiligt. Alles, was Israel ihm vorwerfen könnte, ist die in den palästinensischen Medien stattfindende Hetze gegen Israel.
Dazu kommt, dass die Israelis in der Regel die Rädelsführer der Al-Aqsa-Intifada entweder per Angriffe aus der Luft oder durch Scharfschützen exekutieren. Der Mord an Mekki hätte in der ausgeführten Form die Mithilfe von Kollaborateuren vorausgesetzt, die sich selbst in Lebensgefahr gebracht hätten. Seit der Hinrichtung zweier Volksverräter am Wochenende breitet sich unter den Kollaborateuren Angst aus. Politische Beobachter halten es für unwahrscheinlich, dass mit dem Mord an Mekki ein Warnsignal an Arafat gesetzt werden sollte, obschon er oft in dessen Gesellschaft gesehen wurde. Das Fernsehen berichtete in den vergangenen Wochen intensiv über die Intifada und ließ zunehmend auch Stimmen der Opposition zu Wort kommen. Dazu gehören Streitgespräche mit Vertretern der Hamas und des islamischen Dschihad.
Mit dem gestrigen Anschlag wurde zum ersten Mal ein enger Verbündeter des Palästinenserpräsidenten ermordet. Trotzdem ist wahrscheinlicher, dass es sich um einen Anschlag vor kriminellem Hintergrund handelt. Mekki war den Berichten zufolge in Gaza als korrupt verrufen und soll unsaubere Geschäfte mit Devisen und Ländereien betrieben haben. SUSANNE KNAUL
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