: Am Hafen nicht Neues
■ Den Verkehr in der Hafencity plant die Baubehörde wie vor 20 Jahren
Dirk Pfaue konnte kaum an sich halten. „Wenn man von Ihren Plänen ausgeht, dann werden wieder die alten Fehler gemacht: abgesetzte Furten, Zwei-Richtungsrad-wege ...“ Der Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) – und nicht nur er – war schwer enttäuscht von der Verkehrsplanung zur Hafencity, die die Baubehörde am Mittwochabend in der Fachhochschule vorstellte.
Siegfried Waldzus von der Behörde hatte zuvor die Planungsgeschichte des neuen Stadtteils referiert, hatte vom erwarteten Autoverkehr gesprochen, von den fruchtlosen Überlegungen, die U- oder S-Bahn in die Hafencity abzweigen zu lassen und von der Alternative, eine Straßen- oder Stadtbahn einzuführen. Zwei Dinge fielen ihm erst ganz am Schluss ein: „Natürlich“ sei bei der Planung auch an Radfahrer und Fußgänger gedacht worden.
Sehr überzeugend wirkte Waldzus auf das Publikum damit nicht. Denn die Kreuzungspläne, die er vorlegte, sahen keine Fahrrad-Spuren vor. „Das sind wieder freie Rechtsabbieger, Todesfallen für Radfahrer“, schimpfte Pfaue. Waldzus verteidigte sich: „Das waren nur Prinzip-Skizzen“. Weil die Hafencity erst allmählich wachsen solle, seien detaillierte Pläne noch nicht sinnvoll.
Pfaue konterte mit dem Beispiel Friedrich-Ebert-Damm. Dort soll ein Zwei-Richtungs-Radweg entstehen, den der ADFC für gefährlich hält. „Wir haben da eine schlechte Radverkehrsplanung, weil im Bebauungsplan vor zehn Jahren kein Platz dafür vorgesehen war“, kritisierte er. Bei der Hafencity habe der Senat dagegen die Chance, ein Gebiet nach holländischem Vorbild modern zu planen.
Auch auf Cordula Vieth von der Umweltbehörde machte das Vorgetragene den Eindruck einer „mehr traditionellen Planung“, die nicht dazu angetan sei, die Abwanderung ins Umland zu stoppen. Waldzus konnte sich jedoch nicht vorstellen, den „Verkehr dadurch zu verändern, dass ich Städtebau betreibe“. Jürgen Dessler von der GHS, die die Hafencity vermarktet, umriss seine Zielgruppe so: „Leute, die ein Auto haben, aber auch mal mit dem Rad zur Arbeit fahren, weil sich das anbietet.“ Gernot Knödler
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