: Training für Singles
■ Die Bremerin Karola Zygmunt bietet bundesweit als erste Single-Coaching an / Das heißt Mutmachen fürs Alleinsein und zahlreiche praktische Tipps für die Partnersuche
Kontaktanzeigen. Der Markt für kleine Affairen, flüchtige Begegnungen und eben die große Liebe. Tausend werbende Gefühlsbotschaften und mittendrin Karola Zygmunts Annonce, die Lust auf das Gegenteil machen möchte: „Das Single-Leben genießen. Eigenständig. Eigensinnig“.
So wirbt Karola Zygmunt seit kurzem um die Partnerlosen. Sie will Singles coachen. Und das heißt: Mutmachen allein zu bleiben – auf der einen Seite. Und auf der anderen trotzdem auch praktische Unterstützung anbieten, wie man sich den Partner fürs Leben organisieren kann. Zygmunts Klienten wollen vor allem letztes hören. Und das möglichst schnell.
Eine handvoll Anzeigen hat Zygmunt im Mix und im Bremer gestreut. „Single sein ist mehr als die Zeit zwischen zwei Beziehungen“. Die Resonanz: rund 40 Singles, jeweils mit der traurigen Botschaft: „Ich hab schon alles versucht“. Nur der Partner fürs Leben war nicht dabei. Ein Problem, wenn schon jede Margarine-Werbung vom Glück zu zweit frohlockt. Und wenn ein oder zwei Jahre Singledasein den meisten wie eine „halbe Ewigkeit“ erscheinen, weiß Zygmunt. Ihre Hauptklientel: die über Dreißigjährigen, bei denen sich schon Torschlusspanik einstellt.
Bis jetzt füllt die Bremer Soziologin die Single-Nische ganz allein. Bundesweit ist sie die erste, die professionelle Beratung fürs Allein-sein anbietet. Und die „aus eigenen Erfahrungen“ und durchs Studium die betreuungsbedürftigen Singles entdeckte – für den Nebenerwerb bislang.
Und was macht man als Single-Coach ganz praktisch? Mit Vorurteilen aufräumen: „Nicht auf den Traumprinzen warten“, heißt Zymunts erste Regel. Sie redet mit Engelszungen: „Ein genussvolles Leben organisieren.“ Und das geht auch allein. Manchmal muss man nur unterscheiden zwischen echten Wünschen und selbst attestierten Makeln.
Viele Singles haben ohnehin ein deutlich aktiveres Freizeitleben, viel mehr Freunde, „die sie auch gar nicht missen mögen.“ Aber: Natürlich raubt das Freizeitleben so einiges an Zeit für eine ordentliche Partnersuche, und natürlich macht es das Finden einer hobby-kompatiblen zweite Hälfte auch nicht einfacher. In manchen geschäftigen Leben hätten Partner auch gar keinen Platz. „Das muss man sich eingestehen lernen.“
Für alle, die sich das ganz und gar nicht vorstellen können, verspricht die 36-Jährige Unterstützung bei der Partnersuche: Vom Schreiben der Kontaktanzeige über die ersten Begegnungen bis hin zum langsamen Kontaktaufbau. „Eine Partnervermittlung lässt die Menschen mit einer Liste von 15 Adressen ganz allein“. Da fängt für Zygmunt die Arbeit erst an: Vertrauen langsam aufbauen lernen, verpatzte Ex-Partnerschaften für die Neuen reflektieren. Kampf der verkrampften Partner-Schauen.
Die meisten von ihren Klienten haben es allerdings eilig. „Der Zeitfaktor spielt eine große Rolle“. Schließlich soll sich die Investion ins Coaching auszahlen. Und schließlich steht der nächste Urlaub, den man nicht als Single verbringen will, schon vor der Tür.
Zygmunts Tip: Jenseits der Lockanzeigen im eigenen Freundeskreis gucken. Und gleich den nächsten Mythos zerstören: Statt der Liebe auf den ersten Blick sollte man den vertrauten Blick vorziehen.
Also, die Strategie lautet: Im Freundeskreis, am Arbeitsplatz suchen, bei Leuten, die man mit allen Macken und Schätzen kennt. Die am besten die Hobbys ohnehin schon teilen. Da kann zwar eine Freundschaft auch bei hopps gehen. Aber meist weiß man von vornerein, was man hat. Die Variante „Brautschau im Freundeskreis“ gilt bei Zygmunt als die zeiteffektivste.
Allerdings ist behutsame Initiative gefordert. Alten Kollegen ein „was ich Dir immer schon mal sagen wollte“ vor den Kopf zu donnern, klappt nicht. Und auch bei einer „Du allein, ich allein, tun wir uns zusammen“-Beziehung könnte es Probleme hageln. Aber dafür ist Zygmunt ja da .
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Infos bei Karola Zygmunt Tel/Fax: 593 215, email: KarolaZygmunt§gmx.de
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