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Marmorhaus wird versilbert

Überraschend hat die UFA mitgeteilt, dass das Traditionskino am Kurfürstendamm geschlossen wird. Das Kino soll umgehend zu einem Kaufhaus umgebaut werden

Das Kinosterben in der City-West hat ein neues Opfer gefordert. Überraschend wurde gestern bekannt, dass das Marmorhaus am Kurfürstendamm seine Pforten schließt. Bereits am kommenden Mittwoch soll der letzte Spieltag sein. Dies bestätigte gestern die UfA Theater Gmbh, die Betreiberin des Kinos.

1913 eröffnet, ist das Marmorhaus eines der ältesten Kinos der Stadt, das noch in Betrieb ist. Doch das spielt für die UfA keine Rolle. Beim Hamburger Konzern stehen die Zeichen nicht auf Traditionshäuser, sondern ganz auf Multiplex. Hinzu kommt, dass das Marmorhaus seit geraumer Zeit rote Zahlen schrieb, sagt Arne Schmidt, der Sprecher der Cinemaxx-Gruppe, die die Ufa-Kinos betreibt. „Wir müssen schließlich eine Auswahl der Häuser treffen, die wirtschaftliche sind“, beschreibt Schmidt die Gründe für die überraschende Schließung.

Mit dieser Begründung geht es dem Marmorhaus nicht anders als etwa dem Gloria-Palast oder anderen bereits geschlossenen Kinos am Ku’damm. Unüblich ist dagegen die Firmenkonstellation, die zur Schließung führte. Während die Betreiberfirma Ufa Theater GmbH durchaus noch Chancen für das Marmorhaus sah, hatte sich die Ufa Theater AG, die auch die Immobilien der Gruppe verwaltet, für eine Beendigung des Mietvertrages mit der GmbH ausgesprochen, offiziell natürlich „in gegenseitigem Einvernehmen“.

Inzwischen haben die etwa 20 Beschäftigten gestern auf einer Betriebsversammlung gegen die Schließung protestiert. Gemeinsam mit dem Gesamtpersonalrat der Ufa, sagte gestern Matthias von Fintel von der IG Medien, setze man sich für einen Sozialplan ein. Firmensprecher Schmidt wagte gestern die Prognose, dass die Beschäftigten auch beim derzeit noch im Bau befindlichen Multiplex-Kino Cubix am Alexanderplatz weiter beschäftigt werden könnten.

Gewerkschaftsvertreter Fintel warf der UfA indes vor, das Kino programmatisch kaputtgespielt zu haben. „Mit einem anderen Programm hätte das Marmorhaus in die schwarzen Zahlen geführt werden können“, so Fintel. Die Eigentümerseite ziehe es aber vor, das Gebäude zu „versilbern“. Laut von Fintel soll bereits im kommenden Monat mit dem Umbau des Kinos für ein Kaufhaus begonnen werden. Von Fintel kündigte darüber hinaus an, „die Denkmalschutzlage des Gebäudes zu prüfen“.

Proteste gab es gestern auch aus dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Noch im Oktober habe der Betreiber versichert, dass an eine Schließung des Marmorhauses nicht gedacht sei, erinnerte Bezirksbürgermeister Andreas Statzkowski (CDU). Gemeinsam mit Wirtschaftsstadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) forderte er, die „Versprechungen einzulösen und zu investieren, statt zu schließen“. UWE RADA

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