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Der Entführer bedauert

Reemtsma-Prozess: Angeklagter Drach spricht Worte der Reue. Polizist: In Argentinien war er in Luxushaft

HAMBURG taz ■ Erstmals deutete der Angeklagte nicht nur sein Bedauern an, sondern formulierte zwei klare Sätze, die einem Reuebekenntnis gleichkommen: „Für die Stunden der Angst und des Terrors, die wir über Sie und Ihre Familie gebracht haben, gibt es keine Entschuldigung. Ich hoffe aber, dass die Verurteilung aller Beteiligten Ihnen die nötige Ruhe gibt.“ So Thomas Drach, angeklagt, den Philologen und Millionenerben Jan Philipp Reemtsma mit Komplizen entführt und 33 Tage lang gefangen gehalten zu haben, zu seinem Opfer.

Offen blieb jedoch, ob Reemtsma, als Nebenkläger auch am sechsten Verhandlungstag im Hamburger Landgericht dabei, diese Worte als tief empfundenes Schuldbekenntnis oder, naheliegenderweise, als gönnerhafte Geste wahrgenommen hat. Denn Drach warf bei seiner Aussage der Polizei und Reemtsmas Familie auch vor, die Übergabe des Lösegeldes in Höhe von 30 Millionen Mark verzögert und damit die Freilassung des Entführten verschleppt zu haben.

Ebenfalls aufschlussreich war gestern die Zeugenaussage eines argentinischen Polizisten, der die Klage Drachs über die unmenschlichen Bedingungen in der Abschiebehaft in Buenos Aires nicht unterfüttern konnte. Im Gegenteil habe der Angeklagte einen Komfort genießen können, der sich erheblich von dem unterschied, den weniger vermögende Argentinier in Anspruch nehmen können.

Heute am siebten Verhandlungstag kommt Ann Kathrin Scherer, Jan Philipp Reemtsmas Frau, mit ihrer Zeugenaussage zu Wort. JAF

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