: Ritter der Cordhose
■ Ein Bremer hat einen Krimi geschrieben. Nein, es war nicht Jürgen Alberts
Manfred, Wolfgang, Jörg. Normaler geht's nicht. Albert, Walter und Heinrich sind auch nicht gerade außergewöhnlich und da nomen omen est, bewegen sie sich alle in größter Durchschnittlichkeit. Sie tun das in „Babbeler für Stelljes“, dem Krimi des Bremer Autors Heinz-Detlef Scheer. 184 Seiten, Selbstverlag, 19,80 Mark.
Held ist eigentlich nur einer: Jörg. Abgehalfterter Psychotrainer, ganz nett, bisschen konservativ, bisschen cordhosig. Der also soll komplizierteste Verwicklungen um Manfred und Wolfgang und Albert und Heinrich aufklären – es wird gestorben, es geht um Geld, um Reputation, um Hongkong und um Mallorca. Und um Bremen, klar. Frauen bleiben in diesem Buch am Rande, aber das ist auch normal und stört nicht zwingend.
Bremen also. Der Leser lernt detailliert, wie es sich an der Domsheide umsteigt oder wie die Route Domshof-Polizeigebäude zu erlaufen ist, via Bischofsnadel. Zu viele Details manchmal, die ablenken vom roten Faden. Manchmal auch Zeigefinger-Bemerkungen eines Fortschrittsmüden, die nicht minder ablenken.
Wie war das mit dem Autobiografischen im Erstlingswerk? Wie war das mit den Rezensenten, die immer nur das Autobiografische im Erstlingswerk betonen können? Dennoch, gewisse Parallelen zum Protagonisten fallen auf. „Heinz Detlef Scheer ist 43 Jahre alt, lebt in Bremen, ist selbst gelernter Kaufmann und Dipl. Psychologe und Führungskräftetrainer“, heißt es in der Presseinformation zum Buch. Und wenn sich dann der Buchheld in seinen mitgeteilten Ansichten nicht als schrulliger, vielleicht liebenswerter Zeitgenosse identifizieren lässt, sondern der vage Verdacht über den Buchstaben hängt, all das käme auch vom Autor selbst, der hier – Selbstverlag – von keinen Lektoren gebremst wird – dann, ja dann gewinnen die Bremen- und Mallorca-Details plötzlich sehr an Genusswert.
Für geübte Krimileser hat das Buch Schwächen, hat oft nicht genug Geradlinigkeit und in den Fransen dann oft nicht genug Tempo, um nicht zwischendurch Fernsehen zu gucken oder die Wäsche aufzuhängen oder Zeitung zu lesen. Aber es gibt auch Passagen, die sind rasant, die sind witzig. Und so selten nicht, als dass es sich – für Stadtwerder-, Grünkohl- und für Männer-in-den-besten-Jahren-Fans – nicht lohnen würde, weiterzumachen, bis Seite 184. sgi
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