surfen im netz
: WELT WEIT WEG

CHINA

Ni shang wang le ma?“ – Bist du schon im Internet? Nein, lautet die Antwort. Nur ein Bruchteil der 1.245.745.000 Chinesen ist schon drin. Die, denen es vergönnt ist, im Internet zu surfen, sind mit der harten Brandung bürokratischer Barrieren konfrontiert: Welcher User würde sich bei uns freiwillig beim Amt für öffentliche Sicherheit registrieren lassen? Das weltweite Web ist im Reich der Mitte begrenzt. Der Zugriff chinesischer PCs auf fremde Seiten wird mittels technischer Restriktion zensiert. Westliche Browser benötigen eine Zusatzsoftware, die erst aktiviert werden muss.

Fremdenverkehrsamt

Die offiziellen Seiten der Volksrepublik (www.fac.de) sprechen deutsch und nennen klassische Reiserouten und hiesige Veranstalter. Hilfreich ist das eingescannte Antragsformular für ein Visum.

Sinophil

Die Hauptseite von www.sinophil.de wirkt alles andere als bescheiden. Sie gibt vor, „die größte China-Plattform Europas“ zu sein; mit klarer Unterteilung in Sprache, Reise, Kultur, Regierung etc. und unerschöpflichen Links.

Virtual China

Jeden Monat wird ein neues Reiseziel in China unter www.virtualchina.com/voyages vorgestellt. Grafisch gut gemacht, mit Querverweisen geht’s punktuell in die Tiefe.

Shanghai

www.shanghaiguide.com ist das Portal für Einheimische, die über Englischkenntnisse verfügen, und Besucher. Mit Rubriken zu Fotos, Essen, Kino, Shopping, Fashion, Hotels, Tourismus und Linklisten bis zum Abwinken.

Exil

Bis Anfang der 40er-Jahre fanden Tausende von Juden, die vor den Nazis fliehen konnten, Unterschlupf in Schanghai. Das Buch „Jüdisches Leben in der Emigration“ (www.exil-shanghai.de) dokumentiert das Getto Hongkou, eine beigefügte CD-ROM umfasst die der Forschung erstmals zugängliche Liste der japanischen Fremdenpolizei mit 14.700 Namen.

In vollen Zügen

Ein britischer Eisenbahnenthusiast mit Vorliebe für Volldampf knüpft virtuelle Verbindungen ins chinesische Schienennetz: Zu sehen unter http://severn.dmu.ac.uk/~mlp/crsg.html

Tibet

Der Tibet Information Service (www.eclipse.co.uk/tibet) erinnert an die Besetzung durch chinesische Truppen 1949. Eine schlichte Textseite mit vielen Links. Dynamischer tritt Tibet Online (www.tibet.org) auf. Die offizielle Panchen-Lama-Website (www.tibet.ca/panchenlama) fordert Solidarität mit dem „politischen Gefangenen der Welt“.

Manche Tibet-Site lässt sich sogar von Surfern in China aufrufen. Doch die Anfang Oktober 2000 veröffentlichten Leitlinien für den Betrieb von Internetservice und Content-Providern zeigen, wie weit die chinesische Regierung vom westlichen Verständnis eines freien Informationsflusses entfernt ist. China ist keine Cyberidylle; die Große Mauer trennt. TILL BARTELS