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„Ich hab das Gehirn nicht abgegeben“

Warum der Gutachter Günter Kaplan gleichzeitig taz-Genosse und CDU-Mitglied ist – und taz und „FAZ“ liest

taz: Herr Kaplan, warum haben Sie in die taz-Genossenschaft investiert? Doch wohl nicht als Geldanlage?

Günter Kaplan: Nein, schlechter kann man sein Geld wohl kaum anlegen – jedenfalls aus finanzieller Sicht.

Warum also?

Ich hatte trotzdem gute Gründe: Viele gute kleine Zeitungen sind schon eingegangen – da soll die taz nicht dazugehören.

Was schätzen Sie an der taz?

Ich mag sie vor allem wegen ihrer hervorragenden Auslandsberichterstattung, da ist die taz einsame Spitze. Ganz wichtig ist für mich auch die Unabhängikeit der Redaktion durch das Redaktionsstatut. Es ist sehr wichtig, dass es so etwas gibt.

Sie sind CDU-Mitglied. Haben Sie nicht schlimme Bauchschmerzen bei der taz-Lektüre?

An der CDU gibt es viel zu kritisieren. Und diese Kritik wird in der taz hervorragend formuliert. Ich habe ja mein Gehirn nicht abgegeben, als ich mir mein Parteibuch geholt habe – und da bin ich bei der CDU nicht der Einzige. Ich kenne einige, die FAZ und taz lesen.

Sie scheinen die taz ja wirklich zu mögen ...

Natürlich, die macht Spitzenjournalismus. Sie zeichnet eine Liebe zur Wahrheit aus, sie ist gut gemacht ...

Reden Sie weiter.

Sie kann knallhart sein. Sie kann sich aber auch mal selbst verarschen. Ich lese jeden Tag sechs Zeitungen, und ich muss sagen, die taz ist führend. Ich wäre doch bekloppt, wenn ich die taz nicht lesen würde.

Haben Sie denn so viel Geld übrig?

Na, wissen Sie: Ich bin auch kein Multimillionär. Als Genossenschaftler bin ich ja quasi Arbeitgeber. Ich weiß, dass die taz-Redakteure für wenig Geld arbeiten ...

... wem sagen Sie das ...

... und dagegen würde ich gerne etwas tun.

Herr Kaplan, warum muss taz sein?

So ein hohes Pressegut wie die taz, das muss man einfach unterstützen. Ich habe jedenfalls noch keine Mark bereut, die ich der taz gegeben habe.

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