KABILA UND FRANZÖSISCHE WAFFEN BESCHÄFTIGEN DEN AFRIKA-GIPFEL
: Globalisierung anders

„Afrika und die Herausforderungen der Globalisierung“ war das offizielle Thema des 21. franko-afrikanischen Gipfels, der am Donnerstag und Freitag in Kamerun stattfand. Von Schuldenerlassen, Handelshemmnissen und Konfliktprävention sollte die Rede sein, denn Frankreichs Präsident Jacques Chirac wollte sich selbst positiv darstellen. Aber all dies ist von der schmutzigen Realität Afrikas in den Hintergrund gedrängt worden.

Immer mehr wird bekannt über die merkwürdige Weise, in der Frankreich seinen Einfluss im Zentralafrika der unruhigen 90er sicherte, während zugleich von einer neuen Afrikapolitik die Rede war. Zwielichtige Waffenhändler mit Protektion höchster Persönlichkeiten wie Jean-Christophe Mitterrand, damals Präsidentensohn, und Charles Pasqua, damals Innenminister, verkauften 1993 und 1994 gigantische Mengen Rüstungsmaterial an zwei Schlüsselländer der Region: Angola und Kamerun. Beide Länder wurden später Bastionen des französischen Einflusses. Kamerun diente als Asylland für ruandische Hutu-Extremisten und ist heute Ausgangsort eines gigantischen Ölprojekts, das bis in die Savannen des Tschad führt. Angola griff mit dem Segen Frankreichs sowohl im früheren Zaire wie auch in Kongo-Brazzaville militärisch ein und stützte Regime, die jetzt gegenüber dem frankophonen Einflussbereich eine Bringschuld haben. Der mysteriöse Tod Laurent-Désiré Kabilas ist das jüngste von vielen düsteren Kapiteln der Geschichte Zentralafrikas, deren wahre Hintergründe wohl erst in einigen Jahrzehnten bekannt werden dürften.

Nun ist die Region aufgescheucht. In der Demokratischen Republik Kongo wird mühsam hinter verschlossenen Türen ein neues politisches Gleichgewicht ausgehandelt, in Angola und in Kamerun versuchen die Regierungen, die neuen unliebsamen Nachrichten autoritär aus der Welt zu schaffen. Nur selten hat die Welt so eine gute Chance wie jetzt, die Mechanismen der zentralafrikanischen Politik an der Arbeit zu beobachten. Auch das ist Globalisierung – aber eben eine andere als die, von der Chirac reden wollte. DOMINIC JOHNSON