: Verdoppelte Landarbeiterhäuser
■ Oberbaudirektor Walter will mit neuer Idee Wohldorfer Patt auflösen
Einen neuen Vorschlag zur Rettung der Wohldorfer Landarbeiterhäuser hat Oberbaudirektor Jörn Walter gemacht. Demnach sollen die hohen Sanierungskosten für die maroden Häuschen durch Anbauten in den großen Gärten gedrückt werden. Der Bürgerverein Wohldorf/Ohlstedt und die Parteien im Bezirk erwägen zurzeit, unter welchen Rahmenbedingungen der Vorschlag akzeptiert werden könnte. „Das Konzept ist für beide Seiten diskutierbar“, sagt Hans-Detlef Schulze vom Bürgerverein.
In den Fachwerkhäusern am Waldrand wohnen die ehemaligen Landarbeiter des Gutes Wohldorf und deren Nachfahren. Sie gehören der Stadt und werden seit 1994 von der städtischen Sprinkenhof AG verwaltet. Bereits damals forderte die Bezirksversammlung Wandsbek, sie müssten schnellstens saniert werden. Die Stadt habe die Häuser regelrecht vergammeln lassen, kritisiert der Bürgerverein.
Ein von Sprinkenhof Mitte der 90er Jahre in Auftrag gegebenes Gutachten hatte ergeben, dass eine Sanierung weitaus teurer wäre als der Neubau der Häuser. Der Bürgerverein lief Sturm gegen den drohenden Abriss, woraufhin die Lawaetz-Stiftung eine billigere Sanierungsvariante austüftelte. Aber auch dieser Vorschlag setzte sich nicht durch.
Der Oberbaudirektor will dieses Patt durch die Verdoppelung der Häuschen auflösen: Jedes erhielte einen spitzgiebeligen, dunkel gehaltenen Zwilling, der die Wohnfläche auf zirka 140 Quadratmeter vergrößern und die Sanierungskos-ten pro Quadratmeter auf ein konsensfähiges Maß drücken würde. Durch die größere Wohnfläche ließe sich auch die Investition öffentlichen Geldes besser rechtfertigen. Die Stadtentwicklungsbehörde überlege, die Idee an einem leerstehenden Haus durch einen Privatmann ausprobieren zu lassen, so Walter.
Der Bürgerverein sieht allerdings eine Reihe von Problemen: Da ist zum einen die Verdoppelung der Baumasse, deren Effekt sich verstärke, wenn die Schünenkoppel auf der gegenüberliegenden Straßenseite bebaut werden sollte. Zum anderen stehen vier von zehn Häusern im Naturschutzgebiet, das durch die Anbauten beeinträchtigt würde.
Walter indes warnt davor, verschiedene Themen zu vermengen. „Die Frage, ob man die Schünenkoppel bebauen soll, ist nochmal ein ganz anderes Thema“, sagt der Oberbaudirektor, das überdies in die nächste Legislaturperiode verschoben worden sei. Und auch zwischen dem Naturschutz und dem schwer zu erfüllenden Wunsch, die Häuser zu erhalten, müsse abgewogen werden. „Man muss sich irgendwann einmal entscheiden“, findet Walter. Gernot Knödler
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