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Gratis in türkischen Knast

Eine 18-jährige Berlinerin wurde in der Türkei mit sechs Kilo Heroin erwischt. Als Gegenleistung für den Kurierdienst soll sie einen Gratisurlaub erhalten haben. Nun drohen ihr bis zu 20 Jahre Haft

von PLUTONIA PLARRE

Der Leiter des Rauschgiftdezernats der Berliner Kriminalpolizei, Rüdiger Engler, hat schon viel erlebt. Aber diesen Fall bezeichnet selbst er als außergewöhnlich. Eine 18-jährige Berlinerin ist am Sonntag in der Türkei mit sechs Kilogramm Heroin im Reisegepäck festgenommen worden. Laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu hat Andrea R. angegeben, für ihren Kurierdienst einen Gratisurlaub erhalten zu haben.

Gegen die angehende Sekretärin wurde Haftbefehl erlassen. Sie befindet sich als Untersuchungsgefangene im Gefängnis Buca im westtürkischen Izmir. Das Gepäck der jungen Frau war am Sonntag kurz vor ihrem Abflug vom Flughafen Izmir durchleuchtet worden. Als das Gerät Alarm schlug, durchsuchten Beamte die Reisetasche und fanden in einem Futteral das Heroin.

Das Polizeivideo von der Festnahme lief am Dienstagabend in der SFB-„Abendschau“. Es zeigt eine ausgesprochen kindlich wirkende, langhaarige junge Frau mit bedrücktem Gesicht, die von zwei Polizisten abgeführt wird. Die Springer-Presse wusste gestern zu berichten, dass Andrea R. noch bei ihren Eltern in einem Plattenbau in Treptow wohnt. Die Eltern hätten nichts von der Reise in die Türkei gewusst. Die Tochter habe erzählt, dass sie zu Freunden nach Rostock und später weiter nach Holland wollte. Laut Bild soll Andrea R. bei der Vernehmung gesagt haben, sie sei mit zwei Freundinnen in die Türkei gefahren. Die hätten alles eingefädelt, ihr das Heroin übergeben und seien schon zurückgeflogen. Sie selbst habe als Gegenleistung einen Urlaub in Antalya und 400 Dollar erhalten.

Nach Angaben des Leiters des Rauschgiftdezernats, Engler, hat die Berliner Polizei außer einer Bestätigung der Festnahme von Andrea R. noch keine Erkenntnisse über den Fall. Eine Anfrage gemäß internationalem Rechtshilfeabkommen soll Klarheit bringen. Auch die Berliner Polizei hat gegen Andrea R. Ermittlungen eingeleitet. Dies sei bei vergleichbaren Delikten, die von Deutschen im Ausland begangen würden, immer der Fall, heißt es.

Dass Leute von Drogenhändlern als Kuriere für Heroin und Kokain angeworben werden, ist laut Engler gängige Praxis. Häufige Ausgangspunkte seien die Türkei und Kolumbien. Oftmals würden Leute angesprochen, die wenig Geld hätten oder drogenabhängig seien. Aber auch Hilfsbereitschaft werde ausgenutzt. In der Türkei seien deutsche Touristen schon öfter gebeten worden, eine Tasche oder ein Päckchen für Freunde in Deutschland mitzunehmen. „In so einem Fall sollte man grundsätzlich Nein sagen. Alles andere kann teuer werden“, warnt Engler.

Teuer in Bezug auf Lebenszeit. Der Berliner Rechtsanwalt Atalay Gümüsboga, der sich mit dem türkischen Strafrecht auskennt, schätzt, dass Andrea R. mit einer Verurteilung zu acht bis zwanzig Jahren Haft rechnen muss. Nach einer Schamfrist in einem türkischen Gefängnis sei eine Auslieferung nach Berlin denkbar. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sie hier nicht gleich aus der Haft entlassen werde.

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