: Global und schwäbisch
Klaus Schwab gründete vor gut 30 Jahren das Weltwirtschaftsforum in Davos
Die wichtigste Idee, die er je hatte, kam ihm beim Schwimmen. 1970, er war gerade 32 Jahre alt, soll Klaus Schwab durch die Wasserspritzer an den Fenstern des Davoser Schwimmbads das Kongresszentrum gesehen haben, das damals gerade gebaut wurde. Man weiß nicht, ob die Tropfen in der Nachmittagssonne gleich zu einer Vision führten, wie es die legendenhafte Ausschmückung gerne hätte, oder ob der pragmatische Schwabe sich einfach nur gesagt hat: „Das ist ein geeigneter Ort für ein regelmäßiges Managertreffen. Packen wir es an.“
Tatsache ist, dass schon im Jahr darauf erstmals ein solches Treffen stattfand. Schwab lud auf eigene Kosten Manager ein, um mit ihnen die neuesten Managementmethoden aus den USA zu studieren. Mit Erfolg: Heute reisen zum jährlich stattfindenden Weltwirtschaftsforum mehr als 1.000 Unternehmer und Politiker nebst etwa 600 Journalisten nach Davos.
Eine ganz private Folge hatte die Idee im Schwimmbad außerdem: Schwab, Sohn eines Deutschen und einer Schweizerin, lernte bei der Organisation des ersten Managertreffens Hilde Stoll kennen – seine spätere Frau, mit der er bis heute verheiratet ist und seither in der Schweiz lebt. Für die Schweizerin eine gute Partie: Schwab gehört mit einem Vermögen von 100 Millionen Franken heute zu den reichsten Männern der Schweiz.
Eine gute Partie auch für die Davoser: Die betuchten Gäste, die Schwab just während des saisonalen Lochs zwischen Weihnachten und Fasching einfliegen lässt, machen den Ort pro Tag um zweieinhalb Millionen Mark reicher. „Dieses Weltwirtschaftsforum nützt vor allem den Hoteliers“, spottet deshalb ein deutschen Industrieller, der zu den Stammgästen zählt. „Da geht es vor allem darum, wer wann mit welchem Präsident auf welcher Skihütte zu Abend essen darf.“
Schwab wäre wahrscheinlich beleidigt, kämen ihm derartige Diffamierungen zu Ohren. Er selbst rechnet sich nicht zur High Society. Auch entspricht er so gar nicht dem Bild des typischen „Davos Man“, des smarten, um die Welt jettenden Yuppies mit ausgeprägtem Geschäftssinn. Teilnehmer am Wirtschaftsforum beschreiben ihn als „steif“. Zwar führe er die ganz Großen gern selbst ans Rednerpult. Doch joviales Schulterklopfen und ähnlich anbiedernde Gesten seien ihm ein Graus. Sein Englisch klingt auch nach jahrzehntelangem Dauergebrauch eindeutig schwäbisch.
Sein Amt als Präsident des Weltwirtschaftsforums will Schwab noch so lange ausüben, wie er den Ski-Marathon im Engadin mitlaufen kann.
KATHARINA KOUFEN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen