: Alle Macht den Professoren
■ Kritik an Strukturgesetz: Uniklinik Eppendorf bald ohne Selbstverwaltung und wissenschaftlichen Personalrat?
An der Universitätsklinik Eppendorf (UKE) bangen die wissenschaftlichen Mitarbeiter um ihre Rechte. Geht es nach dem neuen UKE-Strukturgesetz von Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL), das im Februar den Senat passieren soll, so muss die Klinik künftig ohne dezentrale akademische Selbstverwaltung auskommen. Das UKE wird rechtlich selbstständig und bleibt eine „Gliedkörperschaft“ der Uni. Aber Instituts- und Klinikräte soll es nicht mehr geben.
„Die Institute sollen künftig betriebswirtschaftlich verantwortungsvoll handeln“, sagt dazu Sager-Sprecherin Tanja Schmedt. „Da scheint es nicht sinnvoll, diese Strukturen beizubehalten“. Auch der Wissenschaftliche Personalrat (WPR) soll entfallen. Schmedt: „Eine Personalvertretung wird nicht dadurch schlagkräftiger, dass sich unterschiedliche Gruppen gesondert organisieren.“ Doch gerade dieser Punkt löst Entsetzen unter den UKE-Ärzten aus.
In allen Stellungnahmen – sowohl des WPR als auch des nichtwissenschaftlichen Personalrats, von Gewerkschaft, Ärztekammer und Fachbereichsrat Medizin – wird die Beibehaltung des WPR gefordert. „Die Abhängigkeiten der Ärzte von den Professoren sind unbeschreiblich“, sagt dazu Ärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery. Wissenschaftliche Mitarbeiter hätten in der Regel befristete Verträge und wären den Vorgesetzen in Bezug auf Forschung und Weiterbildung zum Facharzt ausgeliefert. Montgomery, selber Arzt am UKE: „Da hilft es, eine eigenes Gremium zu haben.“ Er findet es „denkwürdig“, dass ausgerechnet eine grüne Senatorin dies abschaffen wolle.
Heute Nachmittag hätte Krista Sager auf einer Personalversammlung am UKE Gelegenheit, ihre Gründe zu erläutern. Doch sie lehnte die Einladung ab. Die Senatorin habe drei Jahre lang mit dem UKE verhandelt, „alle Positionen sind klar“, sagt dazu Tanja Schmedt. Erst wenn der Gesetzentwurf die Bürgerschaft erreiche, werde sie wieder darüber reden.
Ein offenes Ohr für die Bedenken hat hingegen UKE-Direktor Heinz-Peter Leichtweiß: „Ich kann den Wunsch nach Weiterbestehen des Personalrats verstehen“, sagt er zur taz. Auch wenn es einfacher wäre, nur einen Personalrat zu haben, wäre er in dieser Frage „nicht so festgelegt“. Die Abschaffung der unteren Selbstverwaltung sei nur sinnvoll, wenn die Universität sich in allen Fachbereichen davon trennte. Dies soll mit dem neuen Hochschulgesetz, das Sager parallel vorantreibt, möglich sein, würde aber an der Uni einen großen Aufschrei geben. Kaija Kutter
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