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Trouble in der Traumfabrik

Ein Autorenstreik, bei dem es um Geld und bessere Konditionen geht, bedroht die reibunglose Hollywoodmaschinerie

WASHINGTON taz ■ Für die viel beschäftigte Julia Roberts und andere Schauspieler gibt es derzeit keine Verschnaufpause. Denn Hollywoods Autoren drohen damit, am 1. Mai, wenn ihre Verträge auslaufen, in den Streik zu treten und die Illusionsfabrik lahmzulegen.

Nicht nur für die Kinos ist damit der Nachschub gefährdet, sondern auch für Fernsehserien von „Friends“ bis „Emergency Room“. Dazu kommt noch, dass die Verträge zweier Schauspielergewerkschaften, die 135.000 Darsteller vertreten, Ende Juni auslaufen und auch dort komplizierte Verhandlungen anstehen. Neue Produktionen in Hollywoods Filmindustrie haben etwa 18 Monate Vorlaufzeit, eine Unterbrechung wäre also noch lange spürbar. Deshalb produziert die Traumfabrik zur Zeit unter Hochdruck. Die Zahl der Drehgenehmigungen hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Eigentlich hatten die 12.500 Mitglieder der Writers Guild of America (WGA), der Gewerkschaft der Hollywoodautoren, den vergangenen Freitag als letzte Frist für eine Einigung mit der Alliance of Motion Picture and Television Producers gesetzt, am Montag haben sie sich jedoch erneut getroffen. Die Autoren verlangen eine höhere Beteiligung an den durch den Video- und DVD-Verkauf erzielten Einnahmen (derzeit vier Cents pro Kopie) sowie eine Stärkung ihres Einflusses bei den Produktionen: Ihr Name soll in den fertigen Produkten deutlicher hervorgehoben werden, nicht nur unter ferner liefen im Abspann. Einige wurden nicht mal zu Premierenpartys eingeladen. Die WGA hält die Entlohnung der Autoren bei der Filmverwertung im Kabel-TV und im Ausland für unzureichend, von der Nutzung im Medium Internet ganz zu schweigen. Die bisherige Abrechnungsformel geht auf das Jahr 1988 zurück und ist überholt. Es gehe nicht um die Millionengehälter der Stars, sagt Schauspieler Tim Robbins, sondern um die Legionen von Schreibern mit gelegentlichen Aufträgen.

Ein Streik hätte sehr viel weiter reichende Folgen als nur Nachschubschwierigkeiten bei Kinos und Fernsehen: Die Region Los Angeles verlöre Einkommen von etwa 2 Milliarden Dollar pro Monat, Geld, das sich auf unzählige, unverzichtbare Dienstleistungen verteilt. Zwei Drittel der etwa 270.000 Beschäftigten in der dortigen Filmindustrie sind einfache Arbeiter, die als Elektriker, Kabelträger usw. beschäftigt sind. Sie verlieren oft auch noch gleich die Krankenversicherung. Ein Streik wäre wahrscheinlich bis zu filmfremden Branchen wie den Wohnungsvermietern spürbar.

Außerdem würde der Trend, Filmproduktionen aus Südkalifornien abzuziehen, sich weiter verstärken. Schon jetzt weichen viele Studios mit den Dreharbeiten nach Kanada oder Großbritannien aus. Ein zusätzlicher möglicher Effekt: Die großen Kinoketten, die in den vergangenen Jahren auch in den USA immer neue Cineplexe hochzogen, müssten mehr ausländische Filme zeigen. STEFAN SCHAAF

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