: Nur so halb entspannt
■ Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar war stärker als erwartet. Arbeitsverwalter sprechen von „ersten Warnzeichen“
Bei einer saisonbedingten Zunahme der Arbeitslosigkeit im Januar hat sich die Lage auf dem norddeutschen Arbeitsmarkt im Vergleich zum Vorjahr zwar entspannt. Der Januaranstieg war nichtsdestotrotz überraschend stark. Das gilt besonders für Schleswig-Holstein, wo die Zahlen auf erste Warnzeichen hinweisen. Aber auch Hamburgs Arbeitsamtschef Rolf Steil ist mit der Januar-Entwicklung alles andere als zufrieden.
Ende Januar waren in Schleswig-Holstein 125.300 Menschen ohne Arbeit und damit 7,0 Prozent mehr als im Dezember. Gegenüber Januar 2000 gab es einen Rückgang um 2,6 Prozent. Allerdings meldeten sich bereits wieder mehr Frauen und Männer neu arbeitslos als vor Jahresfrist. Die Arbeitslosenquote beträgt jetzt 9,2 Prozent, nach 9,9 Prozent vor einem Jahr und 8,6 Prozent im Dezember.
Wie schon seit längerem ist der Positivtrend in Hamburg stärker als in Schleswig-Holstein: Hier gibt es mit 72.900 Arbeitslosen nur 3,9 Prozent mehr als im Dezember, aber 10,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Quote liegt nunmehr bei 8,6 Prozent. Vor einem Jahr lag die Hansestadt noch gleichauf mit Schleswig-Holstein bei 9,9 Prozent. Dies ist zwar der niedrigste Januar-Wert seit 1993. Trotzdem war der Anstieg der Arbeitslosigkeit höher als von Steil erwartet. So optimistisch wie die Senatspolitik, die in Gestalt von Bürgermeister Ortwin Runde und seine Sozialsenatorin Karin Roth schon von Zahlen nahe der 60.000er-Grenze träumen, war der oberste Arbeitsverwalter der Stadt ohnehin nicht. Er sieht sich jetzt in seiner Skepsis bestätigt. Was Steils Rezept ist, um gar nicht erst in ein neues Arbeitslosen-Dilemma zu kommen? Der A 380 müsse gerade deswegen jetzt nach Finkenwerder kommen, um der Wirtschaft in Hamburg wieder einen entsprechenden Schub zu versetzen.
Im nördlichsten Bundesland sank die Arbeitslosigkeit in den kreisfreien Städten um 5,9 Prozent unter Vorjahresniveau, wobei Kiel und Neumünster die stärksten Rückgänge verzeichnen. Die Kreise hingegen kamen nur auf eine Abnahme der Arbeitslosenzahlen um 1,2 Prozent. Vor allem Herzog-tum Lauenburg (plus 5,7 Prozent), aber auch Schleswig-Flensburg (3,4 Prozent) und Nordfriesland (1,9) mussten sogar einen Anstieg hinnehmen. Dies ist auch für Landesarbeitsamtspräsident Rolf Seutemann ein Grund, die weitere Entwicklung aufmerksam zu beobachten, wie er der dpa sagte. Die niedrigste Quote hat weiter der Kreis Stormarn mit 6,1 Prozent, die höchste Lübeck mit 12,6 Prozent.
aha/lno
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen