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Frauen retten Österreich

Mit einem Dreifachsieg in der Frauen-Abfahrt tröstet sich das österreichische Ski-Team über die bisherigen Misserfolge bei den Weltmeisterschaften in St. Anton hinweg. Titel für Dorfmeister

von MATTI LIESKE

Das kollektive Aufatmen einer ganzen Nation war zuverlässigen Ohrenzeugenberichten zufolge noch bis Cortina d’Ampezzo, Wengen und Garmisch-Partenkirchen zu hören. Als gestern tatsächlich mal wieder Ski gefahren werden konnte bei den Weltmeisterschaften im österreichischen St. Anton, musste das im Weltcup so sieggewohnte Team der Gastgeber zwar auch den Kombinationssieg bei den Männern sausen und dem Norweger Kjetil-Andre Aamodt überlassen, dafür gab es einen satten Dreifachtriumph in der Frauen-Abfahrt.

Ganz vorne landete eine Läuferin, die viele Österreicher am liebsten gar nicht am Start gesehen hätten. Weil Michaela Dorfmeister in diesem Winter noch nicht viel gelungen war und sie auch im Training stets ein gutes Stück hinterherfuhr, hatte es Forderungen gegeben, sie solle ihren Platz doch besser einer fähigeren Kollegin überlassen. Die 27-Jährige ließ sich jedoch nicht beirren, sandte am Start, wie sie später berichtete, noch einen flehenden Blick gen Himmel, sauste dann zu Tal und verdrängte Renate Götschl auf den zweiten Rang. Dritte wurde Selina Heregger vor der Schweizerin Corinne Rey-Bellet, die sich eine bessere Platzierung mit einem einzigen schweren Patzer vermasselte.

Für Michaela Dorfmeister war es die dritte WM-Medaille, aber die erste goldene. „Wenn du den Glauben nicht verlierst, kannst du alles gewinnen“, jubelte die Flachländerin aus Wien im Ziel und meinte, unterwegs habe sie gar nicht das Gefühl gehabt, „dass es besonders gut lief“.

Mit Startnummer 16 fand die Siegerin auf einer Strecke, welche Bronzegewinnerin Heregger als „brutal bucklig“ bezeichnete, gerade noch die Bedingungen für einen gute Zeit vor, die Lenggrieserin Hilde Gerg war mit Startnummer 29 praktisch chancenlos, kam aber auf Rang sechs. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte Gerg, während Österreichs Alexandra Meissnitzer ein Stoßseufzer entfleuchte: „Jetzt kehrt hoffentlich etwas Ruhe ein.“

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