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Mehrweg oder Dose – alles eine Soße

Eine Studie behauptet: Dosenpfand ist ökologisch schädlich. BUND befürchtet, dass die Untersuchung Recht hat

BERLIN taz ■ Glaubt man dem Unternehmensberater Roland Berger, können sich die Dosenhersteller auf das Zwangspfand freuen. Sie würden mehr Dosen produzieren als bisher. „Mit Einführung des Pfandes auf Wegwerfverpackungen im Januar 2002 wird die Mehrwegquote weiter zurückgehen“, prophezeite Berger gestern in Berlin.

Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt hat er eine Studie erarbeitet, die genau das Gegenteil von dem prognostiziert, was Umweltminister JürgenTrittin (Grüne) mit dem bis zu fünfzig Pfennig teuren Pfand errreichen will. Berger hat errechnet, dass der Anteil der Mehrwegverpackungen mit Einführung eines Dosenpfandes von heute 66,6 Prozent in vier Jahren auf 61,2 Prozent zurückgehen wird. Ohne Dosenpfand würde die Mehrwegflasche zwar auch verlieren, aber weniger stark.

Seine Annahme begründet Berger mit den hohen Investitionskosten der Händler, die bei Einführung des Zwangspfandes entstünden. „Für sie ist es einfach folgerichtig, verstärkt Einwegverpackungen zu listen, um die neuen Rücknahmesysteme ordentlich auszulasten.“ Über 2,6 Milliarden Mark müsste der Handel in etwa 76.000 Rücknahmeautomaten investieren. Jürgen Trittin wies die Ergebnisse der Studie gestern zurück. „Umgerechnet auf die einzelne Verpackung entstehen lediglich 1,84 Pfennig an zusätzlichen Kosten.“

Zweifel an der der ökologischen Wirkung des Pflichtpfandes hat allerdings auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Erfahrungen aus Schweden hätten gezeigt, dass Bergers Prognose realistisch sein kann, sagte der BUND-Abfallexperte Walter Jungbauer. Eine Trendwende habe es dort erst nach einem Verbot von PET-Einwegflaschen gegeben. Sollte der Mehrweg-Anteil weiter zurückgehen, müsse die Politik zu anderen Mitteln greifen und notfalls mit einer Abgabe auf Einwegverpackungen drohen.

Für deren Hersteller ist das freilich die falsche Alternative. Beim Verband der Metallverpackung hofft Geschäftsführer Peter Meiners, dass Roland Berger mit seiner These richtig liegt. „Aber wir stochern alle im Nebel.“ Der Bundesverband des Deutschen Getränkegroßfachhandels (BDGF) hat sich mit dem Zwangspfand inzwischen abgefunden. „Ein nochmaliges Zögern oder gar ein Aufweichen der Verpackungsverordnung darf es nicht geben, da anderenfalls Ökologie, Arbeitsplätze und mittelständische Strukturen auf dem Spiel stehen“ heißt es in einem BDGF-Grundsatzpapier.

Die Sprecherin vom Weißblech Info-Zentrum, Claudia Schönichen, vermutet außer einem Zuwachs an Dosen noch einen anderen Effekt des Pflichtpfandes: „Weil der Verbraucher jede Verpackung zurückbringt, kann er Einweg und Mehrweg gar nicht mehr unterscheiden.“

RALF GEISSLER

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