: DaimlerChrysler: Weniger Gewinn, mehr Beteiligung
Jahresbilanz 2000 bestätigt Gewinneinbruch. Aufsichtsrat erfuhr Ergebnisse erst nach der Presse. Analysten rechnen mit weiteren Problemen
BERLIN taz ■ Kai Steffen Bliesener fühlt sich „überrumpelt“. Als DaimlerChrysler gestern seine Bilanz 2000 an die Presse faxte, hatte der Sprecher des Betriebsrates vom offiziellen Konzernergebnis noch nichts gewusst. Uninformiert war auch der Aufsichtsrat. „Das ist nicht üblich. Die Bilanz-Pressekonferenz war erst für Ende des Monats angesetzt“, sagt Bliesener.
Nach Ansicht von DaimlerChrysler-Sprecher Thomas Fröhlich wurden Belegschaft und Aufsichtsrat mit dem Schnellschuss aber keineswegs hintergangen. „Der Vorstand hat das Ergebnis beschlossen und fand es sinnvoll, den Markt rasch zu informieren“, sagte Fröhlich gegenüber der taz. Die Börsianer honorierten die Bevorzugung. Entgegen dem Markttrend stieg der Kurs der Aktie bis gestern Nachmittag leicht an.
Dabei steht in der Bilanz nur, was viele längst ahnten: Der Gewinn des Fahrzeugherstellers ist im vergangenen Jahr drastisch eingebrochen. Besonders die US-Tochter Chrysler drückt mit ihren roten Zahlen die Bilanz. Der operative Gewinn des Konzerns hat sich ohne Berücksichtigung von so genannten Einmaleffekten – etwa Verkäufe von Unternehmensteilen wie dem Verkauf des EDV-Dienstleisters Debis – fast halbiert. Die Einmaleffekte eingerechnet, beträgt der Gewinnrückgang noch elf Prozent.
Dennoch ist der Gewinn des Unternehmens mit 5,2 Milliarden Euro beträchtlich. Entsprechend schlägt der Vorstand dem Aufsichtsrat eine Dividende von 2,35 Euro je Aktie vor, der gleiche Betrag, der 1999 gezahlt wurde.
„Prognosen für das laufende Geschäftsjahr geben wir erst am 26. Februar bekannt“, sagt Konzernsprecher Fröhlich. Analysten schätzten gestern ein, dass der schwache amerikanische Automarkt das Unternehmen auch 2001 belasten werde. Nach Ansicht des Autoanalysten Gerold Granzeuer dürfte vor allem das erste Quartal bei Chrysler sehr schlecht werden. Die geplanten Restrukturierungsmaßnahmen, wie etwa der Abbau von 26.000 Beschäftigten, könnten erst in den folgenden Monaten greifen.
Die deutschen Angestellten von DaimlerChrysler bekommen trotz geschrumpfter Konzerngewinne mehr Geld. „Weil der Profit in Deutschland gestiegen ist, erhalten sie eine höhere Ergebnisbeteiligung“, erklärt Kai Steffen Bliesener. „Für jeden gibt es einmalig mindestens 2.800 Mark.“ RALF GEISSLER
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