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berlinalieDas große Kribbeln

Der volle Mond leuchtet matt hinterm Wolkenvorhang. Unter den Schuhen knirscht der Kies, und dieses Geräusch verstärkt sich im Echo von den Häuserschluchten am Potsdamer Platz. Automatisch beschleicht einen das Gefühl der Unwirklichkeit, nähert man sich dem „Berlinale Palast“ am Marlene-Dietrich-Platz, und ein gewisses Kribbeln lässt sich nicht leugnen im Sog des Ereignisses. Bin ich schon im Kino? Oder im Film?

Der angekündigte Hauptdarsteller des Abends allerdings ließ sich entschuldigen: Eine Grippe habe Gerhard Schröder verhindert, richtete sein Kulturminister Nida-Rümelin aus, und hielt an dessen Stelle die Eröffnungsrede. Im Gegensatz zu seinem Vorredner Eberhard Diepgen wusste er es allerdings, wie man es vermeidet, eine Ansprache schon in den ersten drei Minuten mit Standard-Satzbaukasten-Vokabeln wie „Aufbruch“, „Vision“ und „Mythos Berlin“ aufzublähen. Er hat halt nicht nur den besseren Anzugschneider, sondern auch den besseren Redenschreiber.

Dann wurde, vom Vorsitzenden William Mechanic, die diesjährige Jury vorgestellt. Da schlurfte dann als deutscher Vertreter Fatih Akin auf die Bühne, Hände in den Hosentaschen, gefolgt von seinen sieben weiteren Kolleginnenen und Kollegen, darunter die japanische Filmhistorikerin im korrekt gebundenen Kimono. Noch während William Mechanic aber die französische Schauspielerin Dominique Blanc auf die Bühne bat, hatte Moritz de Hadeln, der neben ihm stand, offenbar einen Protokollfehler erspäht: Kurzentschlossen schritt er quer über die Bühne und schob das Jurymitglied Diego Galàn ein Stück zur Seite – bis der genau an der Außenkante des roten Teppichs stand. bax

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