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Nachts weiter im Zickzack

Die BVG zieht ihren Plan zurück, den Nachtverkehr ab September zu vereinfachen. Busse sollten parallel zu den U-Bahn-Linien fahren. Freizeitkarte angekündigt

Zwei Schritte vor, zwei Schritte zurück: Die grundlegende Vereinfachung des Berliner Nachtverkehrs ist vorerst auf Eis gelegt. „Wir hatten zu ehrgeizige Ziele“, sagte gestern eine Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe. Organisatorisch sei die Umstellung des Nachtverkehrs in dieser Zeit nicht zu schaffen. Immerhin müssten rund 7.000 Bus- und Bahnhaltestellen versetzt werden. In diesem Zusammenhang gebe es noch einen umfangreichen Abstimmungsbedarf mit den Bezirken. „Das kriegen wir bis September nicht hin.“ Ein neuer Termin für die Umstellung sei noch unklar.

Bislang war geplant, den Nachtverkehr zum Fahrplanwechsel Mitte September gänzlich neu zu organisieren. Statt des unübersichtlichen Nachtsystems von Straßenbahn- und Buslinien sollten sich die Linien am bekannten Tagsystem orientieren. Nachtbuslinien sollten beispielsweise parallel zu den bestehenden U-Bahnlinien verlaufen. Darüber hinaus war geplant, die U-Bahnen am Wochenende rund um die Uhr zu betreiben. Die BVG und Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) wollten mit der Vereinfachung nachts mehr Fahrgäste in Bus und Bahn locken. Nur ein Drittel aller Nachtschwärmer bewegt sich bislang mit der BVG durch die Stadt.

„Wir bedauern das sehr“, sagte gestern eine Sprecherin der Verkehrsverwaltung. Das Projekt werde aber nicht in der Schublade verschwinden. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Darauf werde die Verkehrsverwaltung drängen. „Ich hoffe, dass wir spätestens in einem Jahr so weit sind.“

Die Verhandlungen über die neuen Nahverkehrstarife sind indes einen wesentlichen Schritt weiter gekommen. Die Verkehrsunternehmen im Beirat des Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg (VBB) haben sich jetzt auf Tarifvorschläge geeinigt, sagte gestern eine VBB-Sprecherin. Demnach soll es eine Berlin-Card für jährlich 69 Mark und eine Freizeitkarte für monatlich 45 Mark geben. Der VBB-Aufsichtsrat muss den Vorschlägen aber nächsten Mittwoch noch zustimmen. Im VBB sind 34 Verkehrsunternehmen der Region zusammengeschlossen.

Die Freizeitkarte soll nach 18.30 Uhr und an Wochenenden gültig sein. Ansonsten berechtigt das Gute-Abend-Ticket zu ermäßigten Fahrten. Die Berlin-Card ist für Gelegenheitsnutzer gedacht, die dann im Bereich AB zu ermäßigten Preisen fahren können. Zudem akzeptierten die Unternehmen auch die Preissenkungen für Schülerkarten in Berlin von 60 auf 45 Mark. Eine Tageskarte für den Bereich ABC soll zukünftig 12,40 Mark kosten statt derzeit 9,90 Mark. Die familienfreundliche Kleingruppenkarte soll abgeschafft werden.

Auf seiner letzten Sitzung hatte der Aufsichtsrat seine Entscheidung vertagt. Das Gremium hatte um Bedenkzeit für die Tarifvorschläge des Senats gebeten. Verkehrssenator Strieder hatte sich zuvor mit der BVG auf neue Tarife geeinigt. Diese wurden nun von den Verkehrsunternehmen zum Teil revidiert.

RICHARD ROTHER

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