Workshop Nr. 10: Die TeilnehmerInnen.

Die TeilnehmerInnen des Workshops „Internet-Hauptstadt Berlin“.

Die TeilnehmerInnen. Bild: Anja Weber

Bei der Auswahl der TeilnehmerInnen wird darauf geachtet, dass eine interdisziplinäre Gruppe mit unterschiedlichen Vorkenntnissen im Journalismus entsteht. JedeR kann sich bewerben. Die je zehn Frauen und Männer pro Workshoptermin sind zwischen 18 und 28 Jahre alt und kommen aus allen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland.

Kai Schubert Ich bin 20 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Berlin. Nach dem Abitur absolvierte ich ein FÖJ bei einer Entwicklungsorganisation und brachte mich in pol. Bündnisse wie „Dresden nazifrei“ oder „Bundesweiter Bildungsstreik“ ein. Ich studiere Judaistik und Politikwissenschaft im ersten Semester an der „exzellenten“ FU. Mein Anliegen: Die Theorie- und Geschichtslosigkeit der Linken überwinden.

Internet ist gleichzeitig Demokratisierungsversprechen und potentielles Repressionsinstrument, auch in Berlin. Wir haben jetzt die Piraten, sonst ändert sich nichts. Transparenz macht schlechte Politik nicht besser. Und Revolutionen werden immer noch auf der Straße und nicht im Cyberspace gemacht...

Hannah Eßler Mein amtlicher Name ist Hannah Lena Melissa Eßler und ich weile nun seit 18 Jahren auf diesem Planeten. Nach einer (leider nur) zwölfjährigen Schulzeit mit Abitur im Juli 2011 absolvierte ich diverse wegweisende Praktika und landete schließlich als Langzeitpraktikantin am Kindertheater „Pfütze“ in Nürnberg. Ab Januar 2012 wirke ich dort als Regieassistenz bei einer Kinderoper mit.

Ein Thema, viele Fragen. Die Gründerszene in Berlin sprießt, doch warum eigentlich ausgerechnet dort? Wie kann etwas so Dezentrales wie das Internet überhaupt eine Hauptstadt haben? Bedeutet das jetzt die Rückkehr zum „Real Life“?

Sven Dücker Seit 19 Jahren an der ländlich-schwarzen Mosel beheimatet, aber nie ohne kritisch-unbequeme Fragen ausgekommen. Vom Zeitungaustragen zum Kellner in der Vinothek, von Jugendleiter über Schwimmlehrer zum Nachwuchspolitiker.  Trotz Fluchtversuchs im Moseldorf Trier hängen geblieben und dort als Ersti in Politik- & Philosophie eingeschrieben.

Internethauptstadt? Definiere! Anzahl der registrierten Domains! Sinnvoll? Nein! Es kommt beim Internet, ob das Ziel ist Geld zu verdienen oder ob es ein anderes ist, nicht darauf an wo die Hardware installiert ist. Wichtig sind die Inhalte, daher ist die Definition einer Internethauptstadt absurd. P.S. Osnabrück ist in Hinblick auf die Einwohnerzahl mit 591 Domains pro 1000 Einwohner die eigentliche Internethauptstadt.

Sophia Kümmerle Wer oder was ich bin? Neugierig und ehrgeizig! Außerdem geboren in Ulm, vor etwas mehr als 20 Jahren. Die ersten Jahre in Biberach aufgewachsen, dann zu den Ulmern konvertiert und schließlich nach Blaustein gezogen, wo ich jetzt noch wohne. Journalistisch tätig bin ich seit 2008 beim lokalen Online-Magazin Team-Ulm.de.

Seit Kurzem auch bei der Neu-Ulmer Zeitung. Dazwischen Workshops, Praktika, Schülerzeitung. Zur Entspannung bin ich nebenher als „Du-kommst-hier-nicht-rein“ im Sicherheitsdienst. Hauptziel derzeit allerdings: A-BI-TUR! Internet-Hauptstadt Berlin? Ich bin ehrlich, das musste ich erst mal googln. Ergebnis: Die Stadt verdankt den Titel Google.

Was ’ne Ironie. Ein Google’sches Forschungszentrum soll  herausfinden, wie das Internet unsere Gesellschaft verändert. In Berlin. Deshalb gibt die Stadt anscheinend nicht nur in der Realität, sondern auch in der „Parallelwelt“ Internet ab jetzt den Ton an. Wird auch dort zur Hauptstadt, wird wichtiger. Doch was hat das eigentlich für eine Bedeutung - in der berüchtigten Anonymität des Internets?

Karim El-Helaifi Ich bin ein 21-jähriger gebürtiger Berliner mit ägyptischen und deutschen Wurzeln und studiere im zweiten Semester Kulturwissenschaften an der Viadrina in Frankfurt (Oder) und als Nebenhörer in Politikwissenschaften an der FU. Außerdem bin ich Gründungsmitglied und Ressortleiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei dem gemeinnützigen Verein „Schülerpaten Berlin e. V.“.

Ohne das Internet hätte es keine Revolution in Ägypten gegeben. Berlin bleibt nicht nur der Pool der kreativen Internetgeeks, sondern wird auch wissenschaftliche Internet-Hauptstadt. Der „Arabische Frühling“ zeigt wie wichtig die Erforschung des Internets und sein Einfluss auf die Gesellschaft ist.

Sina Hannemann Vor 21 Jahren geboren im Schwabenländle. Doch wie es das Schicksal wollte durch mehrere Umzüge in Oldenburg gelandet. Nach dem Abitur habe ich in Osnabrück mit dem Studium der Sozialwissenschaften angefangen. Meine Liebe zum Schreiben und ganz besonders zum Film lebe ich im freien Wahlbereich aus. Man kann ja leider nicht immer das Traumstudium bekommen.

Durch soziale Netzwerke bleibe ich in Kontakt mit Freunden. Sogar die Abgeordneten des Deutschen Bundestages  in Berlin „twittern“ fleißig. Für uns ist es normal alles zu „googeln“. Die Menschen in China scheitern jedoch schon bei der Suche nach dem Begriff „Tibet“.

Hannes Opel Als 27-jähriger Philosophiestudent aus Rostock, kann ich mich nur noch dunkel  an die Zeit vor dem Computer erinnern. Während sich dann plötzlich der Staat, in den wir geboren wurden, aufzulösen begann, versuchten wir auf den 386ern unserer Eltern, an der Seite von Commander Keen oder Guybrush Threepwood die Welt zu retten. Es gab DOS statt Windows, den Megahertz-Turboknopf und ratternde 5,25“-Disketten.

Heute klingt die Zeit vor dem Internet bereits nach einem Märchen. Längst sind wir überall und rund um die Uhr online. Bei Protesten und Revolutionen im nordafrikanischen Raum oder Ministerstürzen war das Internet maßgeblicher Demokratie-Katalysator. Das Leben verlagert sich in den virtuellen Raum. Es liegt an uns, etwas Besseres daraus zu machen.

Lena Horn, 23 und in Saarbrücken aufgewachsen. Journalismus bedeutet für mich, Menschen die Welt ein bisschen näherzubringen. Wenn ich also nicht gerade Europäische Rechtslinguistik an der Uni Köln studiere und in der Medienwelt beginne Fuß zu fassen, dann ziehen mich Neugierde und Begeisterungsfähigkeit um die Welt. Super, dass schon bald eine nächste Reise beginnt: Berlin!

Das Internet war eine wichtige Kommunikationsquelle während der Jasminrevolution; es ermöglicht Rollstuhlfahrern mithilfe eines speziellen Stadtplans einen komfortableren Alltag; Google wird wohl häufiger besucht als jede Stadtbibliothek. Das Internet hat also viele Facetten. Aber braucht es wirklich eine Hauptstadt? Und warum genau Berlin?

Tim Schauenberg Ich bin 23 Jahre alt, lebe in Köln und studiere dort „Regionalstudien Lateinamerika“ und Politik im fünften Semester. In diesem Zusammenhang war ich dieses Jahr Teil des Organisationsteams des „Lateinamerika im Fokus Kongresses“. Das Thema lautete "Kolumbien vom Failing State zum Rising Star?". Im nächsten Jahr werde ich im Team der Herausgeber eine Publikation zum Kongress veröffentlichen.

Berlin, Berlin, die ganze Welt will nach Berlin. Interessant, dass folgende Attribute sowohl auf Berlin als auch auf das Internet zutreffen: Modern, nie schlafend, unergründlich, ständig verändernd, hochgradig vernetzt, die ganze Welt,Trend, Schmelztiegel für Neues, Anonymität, Alles in einem.

Sandra Köhrich Ich bin 26 Jahre und studiere Philosophie in Berlin. Vier Jahre lang habe ich in Australien gelebt, um dort mein Bachelor-Studium zu absolvieren und um meiner Leidenschaft dem Surfen nachzugehen. Eigentlich wollte ich nach meinem Studium für die UNO arbeiten, habe mich dann aber doch erstmal für Nachwuchs entschieden, und wenn unser kleiner Wurm dann größer ist, werde ich mich wieder ans Weltverbessern machen.

Wird Berlin, nach dem Wahlerfolg der Piraten, in den nächsten Jahren zur Internet-Hauptstadt? Oder sollte dem Internet doch nicht so viel Wert beigemessen werden wie einige fordern? Auch wenn das Internet eine wichtige Rolle spielt, muss man diese Entwicklung kritisch sehen und eine historische Stadt wie Berlin sollte sich eher durch etwas anderes auszeichnen, zum Beispiel durch kulturelle Güter.

Clemens Wigger, geboren 1988 im BRD-Süden, aufgewachsen im Norden, entflohen gen Osten. Nach dem Abitur habe ich die osteuropäischen postkommunistischen Lebenswelten kennen- und schätzen gelernt. Zwei Jahre haben vorerst genügt, um sich für ein Studium der Politikwissenschaft mit Südosteuropa-Schwerpunkt im Nebenfach zu entscheiden. Thüringen bietet bei tieferem Schürfen ebenso tiefe wie beleuchtenswerte Abgründe, wie sie die politische Entwicklung in Osteuropa aufgerissen hat.

Berlin, Stadt der Ziellosen. Wer nicht weiß, was er/sie machen will, geht in die Hauptstadt. Die Schwemme der Möglichkeiten erstickt Langfristigkeit. Weil alles geht, bleibt nichts beständig. Gestern, 16 Uhr vorm Internet: Neun offene Tabs, zwölf offene Vorhaben, fünfzehn unbeantwortete Mails. 22 Uhr: Was hab ich eigentlich geschafft?

Hannah Wagner, ich bin 21 Jahre alt und komme aus der Nähe von Frankfurt am Main. Nach der Schule habe ich ein Jahr in Russland verbracht, in dieser Zeit habe ich fürs Leben gelernt: Heiße Milch mit Rum ist die einzig wahre Medizin und hilft grundsätzlich gegen alles. Außerdem: Ein Wodka zu viel hat noch niemandem geschadet. Mittlerweile wohne ich in Berlin und studiere hier seit Oktober Russisch und Geschichte. Nebenher arbeite ich als freie Journalistin.

Internet ist eine große Chance für alle, die damit richtig umzugehen wissen. Internet kann zur Gefahr werden für diejenigen, die nur noch in einer virtuellen Welt leben. Und irgendwo ist Internet einfach ein Riesengeschäft. Aber was bitte ist eine Internethauptstadt?

Jasper Heinrich ist mein Name und ich studiere Rechtswissenschaften in München. Vorher habe ich mein Abitur im schönen Südbaden bestanden um, anschließend meinen Zivildienst in Köln zu absolvieren. Jetzt bin ich 21 Jahre alt und freue mich auf vier lehrreiche Tage in Berlin.

Das Institut für Internet und Gesellschaft in Berlin. Ins Leben gerufen von vier Professoren, fast schon Digital Natives, die es sich gemeinsam mit Dr. Google, der ganz genau wissen will, wie man die Angst vor Datenklau kuriert, zum Ziel gesetzt haben, die Menschen noch ein bisschen besser kennenzulernen um ihnen – ach, einfach, um sie besser kennenzulernen.

Katharina Thies, 25 Jahre alt. Als frisch gebackene Diplom-Sozialwissenschaftlerin (mit den Studienelementen Psychologie und Psychosoziale Medizin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen) befinde ich mich derzeit in der beruflichen Orientierungsphase und schlage mich durch den Bewerbungsdschungel.

Internet-Hauptstadt Berlin? In der Hauptstadt wird schon seit Jahren über ein freies WLAN für alle Berliner diskutiert. Doch braucht man immer und überall einen Zugang in die Internetwelt? Und sehe ich dann bald nur noch Menschen mit Tunnelblick auf Smartphone, Tablet und Notebook?

Gordon Barnard „Ich mach später PR. Ist entspannter, gibt mehr Geld.“ Glückwunsch, tolle Einstellung. Jetzt im Volo, nach Studium und etlichen Praktika bin ich's leid, sie zu hören. Gibt’s denn nur noch geschmackstaube Kühe, die jede Gülle wiederkäuen, nur  um „irgendwas mit Medien“ zu machen? Mehr Mitdenker, bitte! Ja, dann bin ich mit 24 halt Idealist, aber: Kritisch sein, dagegen halten – darum geht’s mir.

Wie singen gerade Kraftklub? „Ich will nicht nach Berlin“? Gut, bei mir ist’s ein „muss“, kein „will“. Klar, Berlin hat das Netzwerk, hat die Szene, die Denke. Aber warum zentralisieren? Hamburg kann schließlich auch was. Okay, Asche auf mein Haupt: Ich war zu selten in Berlin. Input also erwünscht.

Sabine Mohamed, 26, geboren in Schwaben. Studium der Politik-, Islamwissenschaft und Ethnologie in Heidelberg. Währenddessen war ich an einem Forschungsprojekt zum Militär und zivilen Eliten beteiligt. Für längere Zeit in Damaskus, Kairo; in Israel und Palästina, wo ich mit sozialistischen Jugendbewegungen arbeitete. Davor in Eritrea, wo ich Englisch unterrichtete; dabei viel offline lernte. Online betreue ich ein feministisches Blog, derzeit in Berlin.

Unweit der gläsernen Platte des Bebelplatzes finanziert Google ein Institut für Internet und Gesellschaft. Berlin scheint medial zur digitalen Hauptstadt erkoren. Warum, was Macht sie aus? Start-ups? User? Glasfaserkabel? Wem nutzt es? Wer definiert das? Kommerz, Konsum, Kreative? Silicon Valley in Berlin?

Michael Schröder Mit dreieinhalb Jahren kam ich in den Kindergarten, wurde mit sechseinhalb eingeschult und bin mit zehn auf die Realschule gewechselt, um danach mit 19 mein Abitur zu machen. Anschließend folgten neun Monate Zivildienst und ein Job in einem Großlager. Jetzt bin ich 23, studiere Fotografie und assistiere und engagiere mich hier und dort. Meinen ersten eigenen PC bekam ich mit 12 Jahren.

Ob Berlin zum europäischen Silicon Valley – der Silicon Allee – heranwächst, wird sich zeigen. Zu hoffen ist allerdings, dass Berlin nicht als ein Spiegelbild seines Vorbildes hervortritt. Und was der User, welcher sich schon längst in der Hauptstadt Internet herumtreibt, letztendlich davon hat, ist fraglich.

Gustav Beyer in 400 Zeichen: Groß, schlank, dunkelblond. 18 Jahre alt; gelangweiltes Opfer der gymnasialen Oberstufe in Nordrhein-Westfalen; in Nordkirchen daheim. Und bei Facebook – aus Neugier. Hat 2010 die Bundeskanzlerin beleidigt. Versehentlich. Im normalen Leben Spießer: Sogenannter „Nachwuchsjournalist“ mit Erfahrung bei gleichnamiger Zeitschrift, deren Partnern und im Lokalbereich *gähn*.

Was ist eine Internet-Hauptstadt? Das Internet - the interconnected network - ist ein Netz aus Rechnern – mit Ballungsräumen. Ist Berlin ein Ballungsraum? Die Hauptstadt von Google&Co? Niemals. Berlins Medien nutzen das Internet. Sich als dessen Hauptstadt zu bezeichnen ist überzogen. Das darf nur Google.

Pelin Yaman Im Jahr 1992 erblickte ich das Licht der Welt. Insgesamt mit vier jüngeren Geschwistern wuchs ich mit meiner Familie, die heute ganz anders ist, als sie früher war, im Raum des Ostalbkreises auf. Mit 16 Jahren zog ich in eine eigene Wohnung und versorge mich seitdem selbst. Im März 2012 erwartet mich nun endlich mein Abitur, nach ganzen 14 Schuljahren.

Es dürfte kaum verwunderlich sein, dass Berlin den Titel der Internethauptstadt weiterhin verteidigen kann und darf. Mit fast 3,5 Millionen Einwohnern und der Vielseitigkeit Berlins fehlt es weder an weitreichenden Jobangeboten noch am Internetzugriff.