: Wieder auf Sendung
Der Übergangsintendant Jiří Balvin beendet durch ein Abkommen mit den Streikenden den Prager Fernsehstreit
Sieben Wochen nach Beginn des Streits und vier Wochen nach dem Rücktritt des umstrittenen Intendanten Jiří Hodáč haben sich die neue Führung und Vertreter der Belegschaft des tschechischen Fernsehens ČT auf ein Ende des Ausstandes geeinigt. Am Freitag hatte das tschechische Parlament den früheren ČT-Produktionschef Jiří Balvin zum Interimsdirektor bestimmt und damit die Weichen für ein Ende des seit Heiligabend 2000 andauernden Streiks gestellt.
Noch am Freitag hatte Balvin den Forderungen der Streikenden entsprochen und die Nachrichtenchefin Jana Bobošiková die Juristin Vera Valterová und den Finanzchef Jindrich Beznoska entlassen, die als engste Mitarbeiter des früheren Intendanten Hodáč gelten. Das Abkommen, das Balvin vor laufenden Kameras mit Mitgliedern des Streikkomitees unterzeichnete, beinhaltet auch eine Rücknahme von Kündigungen, die die frühere Führung des Fernsehsenders wegen der Streiks ausgesprochen hatte.
Anlass des Ausstands war die Ernennung von Jiří Hodáč zum Generaldirektor des Senders am 20. Dezember, Hintergund die Angst vor einer schleichenden Privatisierung des Senders. Die Redakteure warfen Hodáč politische Voreingenommenheit zu Gunsten von Parlamentspräsident Václav Klaus vor – dem für die Duldung der sozialdemokratischen Minderheitsregierung unter Miloš Zeman unter anderem das staatliche Fernsehen überlassen worden sei.
In den vergangenen Wochen hatten Zehntausende auf dem Prager Wenzelsplatz ihre Solidarität mit den renitenten Journalisten bekundet, mehr als 193.000 Tschechen hatten eine Petition zur Unterstützung der Streikenden unterzeichnet.
Jiří Balvin gilt als guter Kenner des staatlichen tschechischen Fernsehens und hatte 1997 – nach 25 Berufsjahren – aus Protest gegen einen Finanzskandal die Kündigung eingereicht. Nominiert wurde der 47-jährige von den regierenden Sozialdemokraten. Der nächste reguläre Intendant wird wahrscheinlich erst in fünf Monaten vom neuen Fernsehrat gewählt. Das 15-köpfige Gremium muss aber erst noch vom Abgeordnetenhaus bestimmt werden. FRA
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