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Sanierung konkretBremen kauft Fegro

■ Senat lockt Großmarkt mit 28 Millionen Mark an den Überseehafen

Schon am Donnerstag dieser Woche sollen die Wirtschaftsförderausschüsse ein typisches Millionen-Projekt absegnen: Ansiedlung des Cash&Carry-Marktes Fegro auf dem Gelände des Überseehafens. (vgl. taz 8.2.) Das Problem: Weder die Metro noch Edeka, schlicht kein einschlägiges Unternehmen wollte auf dem Gelände des Überseehafens einen Markt für Wiederverkäufer aufmachen. Die Metro findet ihren Standort an der Neuenlander Straße besser, Edeka suchte einen neuen Standort, weil das Lager insgesamt vom Arster Damm weggeht, aber lieber ging der Ego-Markt von Edeka nach Weyhe als zu dem neuen Standort des Großmarktes im Überseehafengebiet. Und der dritte der deutschen Player in diesem Geschäft, die bisher in Bremen nicht vertretene Fegro-Gruppe (eine Tochter von Otto-Versand und Rewe) wollte lieber am Ars-ter Damm das alte Edeka-Gebäude kaufen. Jedenfalls unterschrieb Fegro am 19. Oktober 2000 dort einen Kaufvertrag.

In der Beschlussvorlage für die Wirtschaftsförderausschüsse liest sich das Problem der staatlich geplanten Überseehafen-Ansiedlung so: „Fegro ist das letzte in Deutschland in diesem Sektor operierende Unternehmen, das hierfür infrage kommt, da bisherige Verhandlungen mit den anderen Unternehmern gescheitert sind“. Die Ansiedlung überhaupt eines C&C-Marktes bei dem neuen Großmarkt würde „im Falle einer aktuellen Ansiedlung von Fegro in Arsten zukünftig nicht mehr möglich sein“.

Anstatt daran zu erkennen, dass die Planung des Großmarkt-Umzuges offenbar von der Branche nicht nachvollzogen wird - auch die Großmarkt-Händler selbst waren in der Mehrzahl dagegen und ließen sich nur mit viel Geld beruhigen - will die Stadt nun noch einmal viel Geld ausgeben, um Fegro umzustimmen. Und das geht so: Die Stadt kauft Edeka das Grundstück in Arsten ab, 28,493 Millionen Mark plus Nebenkos-ten kostet der Spaß und bringt 67.192 Quadratmeter Fläche mit Hallen. Das sind stolze 423 Mark pro Quadratmeter. „Zweck“ des Ankaufs: „Ansiedlung von Kleingewerbe“. Die riesigen Edeka-Lagerhallen, die den Kaufpreis für Fegro begründeten, müssen also voraussichtlich abgerissen werden. Und wenn die Bremer Investitions-Gesellschaft (BIG) kein Kleingewerbe ansiedeln kann, ist die Stadt verpflichtet, ihr das Grundstück abzukaufen.

Fegro hatte also die Wahl, ein 67.000 Quadratmeter Grundstück mit 20 Jahre alten Hallen für 423 Mark den Quadratmeter zu kaufen oder im Überseehafengebiet 35.000 Quadratmeter für 90 Mark pro Quadratmeter. Während Fegro einen Teil der Edeka-Hallen auf eigene Kosten abreißen wollte, bekommt es am neuen Standort auf den kompletten Neubau Wirtschaftsförderung vom Staat.

Keine Frage, wie ein Unternehmen sich angesichts solcher Alternativen entscheidet. Und von Fegro ist über die Bemühungen der bremischen Wirtschaftsförderung nur volles Lob zu hören. K.W.

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