: Das Studium muss auch Zinsen tragen
Bildungsministerin Bulmahn setzt auf Studienkredite: 600 Mark monatlich – nach zwei Jahren zurückzuzahlen
BERLIN taz ■ Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hat gestern ein völlig neues Instrument der Studienfinanzierung angekündigt. Künftig können sich alle Studierenden ebenso wie volljährige Schüler einen Bildungskredit in Anspruch nehmen, der ihnen 600 Mark monatlichen Unterhalt einbringt. Die neue Kreditmöglichkeit zu einem Zinssatz von rund sieben Prozent soll am 1. April in Kraft treten – zeitgleich mit der Studienförderung (Bafög), die der Bundestag erst am vergangenen Freitag beschlossen hatte.
Für ihren Vorschlag kann die Ministerin mit breitem Konsens rechnen: Das Modell für eine moderat verzinste Studienförderung per Bankdarlehen stammt vom früheren bildungspolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion, Matthias Berninger, und wurde inzwischen von der CDU übernommen. Diese will sogar 800 Mark Bildungskredit gewähren.
Die Ministerin bestätigte der taz die neuartige Studienförderung per Bildungskredit. „Wir wollen damit ein flexibles Angebot für Studierende in besonderen Situationen schaffen“, sagte sie. Der von der Deutschen Ausgleichsbank gewährte Kredit reicht nicht fürs ganze Studium, sondern hat maximal eine Laufzeit von zwei Jahren. Die Bildungsministerin will das neue Studienfinanzierungsinstrument zunächst nur begrenzt einsetzen: Ihr stehe ein Kreditrahmen von maximal 400 Millionen Mark zur Verfügung, sagte Bulmahn. Dieser soll für 25.000 interessierte Studierende reichen. Das gerade beschlossene neue Bafög soll 445.000 Studierenden eine – zinsfreie – Studienförderung ermöglichen. Vier Jahre nachdem der Bildungskredit ausgelaufen ist, muss die Rückzahlung erfolgen. Dann sind Monatsraten von 120 Euro monatlich fällig. Falls der Student dieser Verpflichtung nicht nachkommen kann, steigt gegenüber der Bank zunächst die Bundesregierung als Bürge ein. Das Darlehen müsse aber in jeden Fall zurückbezahlt werden. „Wir vergeben keine Scheinkredite“, sagte eine Sprecherin Bulmahns. CHRISTIAN FÜLLER
kommentar SEITE 11
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen